Wenn man mit seinen Augen offenen bliebt, dann stört es einen nicht, wenn ein Spiel für eine Welt erscheint, die einen gar nicht interessiert. Die Legenden von Andor sind bei uns nicht so gut angekommen wie im Rest der Welt. Und während ich damit gut leben kann, tut der Verlag natürlich gut daran diese Linie auch zu pflegen. Und bis auf das Setting hat das Chada & Thorn 2-Personenspiel gar nichts mit dem Brettspiel gemein. Zumindest in meinen Augen.

Stattdessen hat man sich eines Autors angenommen, der einen Mechanismus für ein anderes Spiel schon genutzt hat. Gerhard Hecht hat mit Kashgar ein Spiel abgeliefert das mich auch nicht überzeugt hatte, aber das was mich am meisten gestört hatte, fällt hier raus. Ich bekomme keine blinden Karten oder kaum. Ich habe Kontrolle über das Spiel. Und die Interaktion bleibt dabei auch erhalten.

In Chada & Thorn müssen die beiden Spieler die Abenteuer des Pärchen nacherleben. Wir müssen über Wege entlang reisen und zu unserem jeweiligen Ziel kommen. Neben einem Kurz-Schnell-Abenteuer in der Anleitung liegen dem Spiel 4 Szenarien bei. Und auch wenn auf Anhieb diese alle gleich wirken, sie sind es nicht. Sie haben einen schönen steigenden Schwierigkeitsgrad, der das Spiel langsam anspruchsvoller macht. Zusätzlich kommt eine hohe Varianz rein, da die drei großen Szenarios zu 50% aus 2 von von 6 Abenteuerwegen bestehen.

Das bedeutet, dass wir nicht wissen was da auf uns zukommt. und auch nicht immer alle Wege dieselben sind. Denn von den Vier Brettern eines Szenarios, sind nur das erste und letzte fest. Und die zwei dazwischen werden zufällig aus sich Möglichen gewählt. Und da sie Anfangs auch verdeckt liegen, müssen wir taktisch zu allem bereit sein. Auf diese Weise ist ein hoher Wiederspielwerk schonmal gegeben.

Wer dran ist hat seine drei Reihen vor sich liegen. Er sucht sich eine aus, führt sie aus und schiebt die Karte dann hinten dran. Wem es zu schwer wird, packt nächstes Mal zu Beginn neben den drei Helden- und drei Fluchkarten auch noch eine Freundeskarte mit rein. Dann muss abgeschätzt werden. Wo können wir lang gehen? Wie können wir nah beisammen bleiben um Wege zu sparen und uns immer zu überspringen? Wie können wir verhindern das der Fluch vor uns im Ziel ist? Da kommt Planung rein. Planung die gut abgesprochen werden will. Da wird nicht nur nach dem Besten Zug für diese Runde geschaut, sondern im Wissen, welche Karten in der eigenen Auslage direkt im Anschluß da liegen müssen diese auch eingeplant werden. Die Informationen sind ja alle Offen. Was nützt es mir schnell vorzurennen, wenn ich dann ausgepowert bin? Diese Planung macht zu zweit sehr viel Spaß und Lust jedes einzelne Szenario zu testen. Und wer sich lieber Alleine amüsiert, der kann ja auch mit dem Promo-Solo-Charakter Spinner das alles erleben. Hier sind manche Sachen leichter, und andere dafür um so fordernder.

Ich hatte sehr viel Spaß mit Chada & Thorn. Die Szenarien waren fordernd, aber nicht unmöglich. Die einzelnen Spiele haben je nach Diskussionsgrad zwischen 30 und 60 Minuten gedauert und waren so eine perfekte Unterhaltung für einen einsamen Abend. nun Bedarf es aber Nachschub. Allerdings glaube ich das da noch sehr viel möglich ist. Das System ist so offen gehalten, dass da noch einiges möglich ist. Neben natürlich neuen Szenarien, die es auch als Protopack geben könnte, wären da neue Charaktere, neue Monster, Neue Regeln für einzelne Szenarien und noch viel mehr möglich. Sogar neue Fluchkarten um eine Art Alptraummodus einzufügen könnte ich mir vorstellen. Und immer wenn ich anfange mir Wünsche für ein Spiel aufzubauen, merke ich wie sehr es mir gefallen hat. Chada & Thorn ist so ein sehr schönes Spiel. Gerne mehr davon.

Daumen Hoch 1

Autor: Gerhard Hecht
Illustrator: Michael Menzel
Verlag: Kosmos, 2015
Spielerzahl: 1-2 Kennerspieler
Links: Kosmos / Luding / BoardGameGeek