Es gibt einfache Herausforderungen, wie das lösen eines Sudoku. Es gibt auch richtig hohe schwere Herausforderungen, wie das Finden der zweite Erweiterung von Sherlock Holmes Kriminal Kabinett zu einem vernünftigen Preis. Die Herausforderung, der ich mich heute stelle ist der Versuch eine Spoilerfreie Rezension vom zweiten Fall von T.I.M.E Stories: Der Marcy-Fall zu schreiben. Und Spoilerfrei ist echt eine Herausforderung, wenn man bedenkt, das alles in der Schachtel von Anfang an verpackt ist und nur der Klappentext außen auf der Schachtel eigentlich zu Verfügung steht. Dennoch versuche ich das mal. Den Mutigen gehört die Welt, wenn auch Tim das ziemlich Mutig gemacht hat.

Die Schachtel gibt echt nicht viel her. Wir sind im Jahre 1992. Das ist ein Jahr in dem es noch nicht wirklich Handys gab. Was in diesem Szenario nachträglich betrachtet tatsächlich wichtig ist. Die Schachtel redet von einer mysteriösen Seuche in einer amerikanischen Kleinstadt. Wenn das nicht gleich nach Zombies schreit, was dann? Und ohne irgendwas zu Spoilern kann ich das natürlich auch bestätigen. Zombies sind ein spannendes Thema im Verkauf und warum da nicht auch dieses als Hintergrund nehmen. Aber diese müssen nicht, wie in einem Schlachterfest, einfach nur platt gemacht werden, sondern stattdessen, wie auf der Schalet vermerkt, jemand mit dem Namen Marcy gerettet werden. Das macht auch total Sinn, denn es geht nicht um ein Kampfspiel. Dies ist ein Rätsel-Puzzle-Spiel. Und diesem Ansatz wird diese Erweiterung auch sehr gerecht.

Aber dennoch ist Kämpfen wichtig. Im Vergleich zum ersten Szenario haben wir es hier nicht mit einfach ein paar Verrückten zu tun, sondern wir werden wirklich angegriffen von diesen Schleichern, Beißern oder wie sie hier genannt werden, Infizierten. Und müssen uns verteidigen. Es gibt auch entsprechend einen Unterschied ob ich einfach ein bisschen mit der Faust oder einem Baseball-Schläger zuschlage oder ob ich eine Pumpgun und ein paar Handgranaten nehme. Das Spiel stellt das sehr geschickt dar und findet sowohl einen einfachen wie auch gut unübersehbaren Mechanismus für diesen Umstand ein. Und die Tatsache auch an einem anderen Ort den nächsten Rundlauf starten zu können fühlt sich super an.

Und einer Sache muss man sich bewusst sein. Wer wissen will was er vielleicht verpassen könnte, wird das Spiel wohl auch eher in 5 bis 6 Anläufen durchziehen als in den maximal 2 bis 3 die nötig sind, wenn man sich auf die Aufgabe konzentriert und versucht ein sehr gutes Ergebnis zu erzielen. Aber dafür bleibt das Gefühl Spaß gehabt zu haben. Denn dieses Szenario ist noch weniger gradlinig wie das erste. Während dort an ein oder zwei Stellen Abbiegen A oder B genommen werden konnte und dennoch am selben Punkt zu landen. Wir hier an verschiedenen Punkten landen, die aber auch beide als Ziel fungieren können.

Die spannenden Rätsel und die Kleinigkeiten in diesem Szenario mag ich natürlich nicht Spoilern. Selbst verständlich sind die Kleinen Elemente die die Zusammenhänge deutlich machen und selbst die Startcharaktere sollten aufmerksam durchgelesen werden. Allerdings finde ich schon, dass jeder der das erste Szenario gut fand hier begeistert sein sollte.

Es ist dabei sehr faszinierend, wie mit nichts außer diesem großen Stapel Karten so viel Atmosphäre verschaffen kann. Das Grundspiel hat ja ein sehr blasses neutrales geradezu steriles Brett. Doch die grafische Gestaltung trifft das Thema äußerst gut und auch die paar extra Regeln tun das. Wir fühlten uns wie in dieser Stadt. Es war schon fast unglaubwürdig, das wir davor in einer Nervenheilanstalt waren, obwohl das auch perfekt umgesetzt war. Wir hatten das Gefühl wirklich diese Orte zu besuchen und Entscheidungen zu treffen die bedeutend waren. Und das Gefühl hat endlich den Fall im x-ten Anlauf zu schaffen fühlte sich grandios an. Das System erscheint sehr robust und ich kann es gar nicht abwarten das dritte Szenario zu spielen.

Daumen Hoch 1Daumen Hoch 2

Autor: Nicolas Normandon
Illustratorin: Looky, Pascal Quidault
Verlag: Space Cowboys, 2015
Vertrieb: Asmodee
Spielerzahl: 2-4 Kennerspieler
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