Ich bin ein Freak und leicht zu fangen, wenn es darum geht mich mit Schlüsselwörter zu locken. Nur sollte auch geliefert werden. Temporum war ja ein völliger Fehlgriff, aber das bedeutet ja nicht das alle dieselben Fehler machen. Also Schlüsselworte: Rüdiger Dorn? Spannend! Steam Punk? Logo! Zeitreise? Na absolut! Klar! Schokolade? Häh. Immer… Aber was hat das jetzt…
Egal. Als ich die erste Ankündigung gelesen habe war ich neugierig und freute mich sehr auf das Spiel. Und dann kam die erste Partie auf dem Kosmos-Presseevent. Und dazu gehörte die Enttäuschung. Irgendwie fühlte es sich langweilig an. Waren mein selbstgesteckten Erwartungen zu hoch gewesen. Wo war hier die Zeitreise? Und so richtig Steam-Punkig war das auch nicht. Als es allerdings dann zu Hause auf den Tisch kam, sprang was über. Wir werfen das Thema über Board, Wir ignorieren mal die Tatsache, dass Zeitreisen reininterpretierter sind, aber in erster Linie ist es eine Einbahnstraße mit Hyperantrieb und einem Schleudersitz für den Rückspiegel. Wir missachten, dass es vor Bonbon-Farben so knallt, als hätte ein japanischer Medienstudent zu viel Drogen genommen. Was dann übrig bleibt ist in Wahrheit ein gutes Spiel.
Rollen wir es also mechanisch auf. Es gibt Workerplacement-Felder, welche nur von unten nach oben belegt werden können. Wie die Fahrt auf dem Nil in Egizia. Nur das es auf jedem möglichen Stopp mehrere Felder zur Auswahl gibt aus denen wir wählen können. Eine schöne Variation der Mechanik. Auf diesen Feldern machen wir eigentlich einfache Sachen. Wir holen eine Karte die am Ende Siegpunkte Wert ist. Wir holen uns Dampf und die Hilfe einer berühmten Person. Wir kaufen Kristalle, welche unser Machine mit der wir rumreisen verstärken, aber auch gebraucht werden um Sachen zu bezahlen, wie den Ankauf von Verbesserungen am Schiff, oder Expeditionen. Oder wir holen uns einfach schnöde Geld.
Dabei stellt sich raus, das eine Spezialisierung nicht verkehrt ist. Wer möglichst viele Ausbauten holt ist hat sehr viel und lange davon. Wer sich auf Expeditionen konzentriert kann da eine Menge abstauben. Wer sich auf Siegpunktkarten konzentriert kann schon alleine fürs nehmen immer 4 Siegpunkte erhalten. Stückweise fällt aber auf, dass eine bloße Konzentration nicht funktioniert. Wir brauchen einen regelmäßigen Nachschub an Kristallen Dampf will auch immer nachgeschoben werden. Startspieler kann Vorteilhaft sein, aber bedeutet sich hinten anzustellen mit seinen Aktionen. Es zwickt, wie es bei solchen Spielen es auch tun sollte.
Wer nun auch noch die kleinen Module, die beiliegen, dazu nimmt, oder wenigsten die Spezialisten, wird nochmal ordentlich belohnt. Sich auf einen einzuschießen und diesen durchzuziehen kann sehr hilfreich sein. Aber diese auch alle durchzucyclen und aus jedem im richtigen Monaten das meiste rauszuholen kann ordentlich Vorteil geben.
Zusammen ergibt dies ein mehr als solides Paket das echt Spaß macht. Genauso habe ich es gerne. Vor allem ist es in unter 90 Minuten gespielt. Was für Workerplacement-Spiele heutzutage ja schon gefühlt wenig ist. Zeitreise? Nicht wirklich. Steam Punk? Naja schönes Material, aber zu wenig Öl und Schrauben. Rüdiger Dorn? Oh ja. Der Herr hat es drauf. Schokolade? Immer noch nicht, aber das braucht es auch nicht. Dafür gibt es ja andere gute Spiele. Aber diesem tut es keinen Abbruch, denn es ist auch ein verdammt gutes Spiel.
Autor: Rüdiger Dorn
Illustrator: Jacqui Davis
Verlag: Kosmos, 2015
Spielerzahl: 2-4 Kennerspieler
Links: Kosmos / Luding / BoardGameGeek
Seufz! Man stelle sich vor, was ein Vincent Dutrait aus diesem Spiel hätte machen können. Sorry, aber das Auge spielt mit.