Als ich heute früh aufstand ging ich fest davon aus, das Leo muss zum Friseur Kinderspiel des Jahres wird. Ich war davon fest überzeugt. Ich gehöre zu den Menschen die gerne eine Meinung haben, wenn sie ein haben und diese auch gerne im Notfall ungefragt, rausposaunt. Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass ich Stone Age Junior und Mmm! nicht schlecht finde, ganz im Gegenteil. Es gehört ja einiges dazu nominiert zu werden und bin bei diesen beiden Spiele auch gerne dabei, was ich nicht über alle Kinderspiele sagen kann, die in den letzen Jahren nominiert waren.
Aber mein Favorit hatte eine Riesenmähne. Und es war nicht nur mein Favorit. Michael Schmit von der Spielwiese ist der Meinung es ist das beste Spiel des Jahres. Ulrich Blum ist davon überzeugt, das nichts dadrüber geht. Peter Eggert der neben mir saß heute war sehr glücklich ein Kind mit einem Fuchs auf dem Shirt zu sehen und das er Pate für das coole Leo-Spiel ist. Omen und so. Selbst Guido hatte gedacht, dass es gewinnen würde, nicht das er mitbestimmen konnte.
Aber das sind alles Erwachsene. Ich muss zugeben, ich habe bisher zwei Runden Leo mit Kindern gespielt und etwa 20 mit Erwachsenen. Wir sind alles Spieler, Verleger, Rezensenten für Erwachsenenspiele. Wir haben unseren Erwachsenenblick drauf und gestehen diesem Spiel zu auch für Kinder zu sein. Joe hatte es in der Sendung gesagt, gegen Codenames hätte man vermutlich keine Chance und ist froh so in der blauen Kategorie eine Chance zu haben. Aber hätte es nicht vielleicht doch in die Rote Kategorie gehört? Trotz der Altersangabe?
Die Erleuchtung kam mir als ich heute mit den Kindern und ihrer Lehrerin geredet habe. Sie erklärte ganz unverblümt, das die meisten in der Klasse Stone Age Junior am besten fanden. Es sind Kinder. Und auch wenn diese alle 7 oder 8 Jahre alt waren, und sie Leo total toll fanden, war ihnen das zu viel Memory. Ich muss gestehen, dass ich echt nicht viel über Kinderspiele weiß, auch wenn ich mir versuche mir mehr anzulegen und wir durch unser Kindersendungen auch etwas das Thema zu beleuchten. Aber der heutige Tag hat mal wieder deutlich mehr als alles andere deutlich gemacht, dass nicht das persönliche Gefühl zählt, sondern die Kinder da draußen. Es muss mit ihnen gespielt werden. Ein Mantra, das die Kinderspieljuroren und -jurorinnen jedes Jahr von neuem vorbeten, und was einem vielleicht erst selber klar werden muss, wie das mit der Herdplatte.
Spannende Anekdote dazu: Alle Redakteure tippen immer auf die Spiele, die die Jury vielleicht nominieren wird. Dort war zwar Leo am häufigsten in der Kinderkategorie erwähnt worden, aber von nicht einem einzigen Kinderspielredakteur bzw -redakteurin. Die machen ihren Job und können das vermutlich besser einschätzen als die anderen Kollegen und Kolleginnen.
Aber wo wird so ein Spiel am besten geortet? Ein Spiel, welches zu hoch für einen Kinderspielpreis ist und zu niedrig für den Familienspielpreis? Ein Frage die nicht nur nicht einfach zu beantworten ist, sondern auch die Problematik deutlich aufwirft, ob ein Verlag es sich leisten kann solche Spiele zu machen? Hoffen wir das der finanzielle Erfolg hier ein positives Wort spricht und wir weiterhin gute Spiele bekommen, auch wenn sie sich nicht so einfach in eine Schablone pressen lassen.
Einen dicken Glückwunsch an den Autor Marco Teubner, den Illustrator Michael Menzel und das gesamte Team von Hans im Glück für den Gewinn mit Stone Age Junior! Mal sehen, wann ihr nun noch den Kennerspielpreis gewinnt…
Gute Gedanken! Mich hat es auch etwas gestört, dass es immer hieß, es wäre auch super für Erwachsene geeignet. Welches Spiel für 5-Jährige ist schon wirklich gut für Erwachsenenrunden? Leider habe ich auch nur selten genug passende Kinder zur Hand, um diese Spiele ausgiebig zu testen. („Testen“ ist in diesem Fall wohl auch das passende Wort.)
Aber genau diese Kategorie ist für mich die interessanteste. Ich habe Kinder im Alter von 5 und 7 Jahren, die schon oft auch gute Kinderspiele geschenkt bekommen haben. Das Problem ist, die wollen sie nur ein-, zweimal spielen und dann lieber die ‚richtigen‘ Sachen von Papa. Die sind nur oft zu kompliziert oder zu lang. Da bleibt nicht viel. Star Realms, Coloretto, Drachenherz, Klack, Die Verbotene Insel und Machi Koro treffen da am besten in die Kerbe. Selbst solche schönen Sachen wie Richard Ritterschlag, Fuchs und Fertig oder Kraken-Alarm muss immer ich vorschlagen und oft werden die trotzdem abgelehnt. Bei wem funktionieren denn wirklich Kinderspiele? Bei uns leider nicht.
Nachtrag: Sind echte Kinderspiele eher für Kindereinrichtungen als für Familien gedacht?
Als Spieler bist du schon weniger repräsentativ als die meisten Familien im Land. Mein großes Kind hat auch mit 9 Jahren nur noch die harten Spiele spielen wollen die Papa spielt, wie Bora Bora und Trajan.
Entscheidend bei Kinderspielen ist ja eigentlich, dass die Kinder das alleine ohne die Eltern spielen können und wollen. Da sollten die drei Nominierten dieses Jahr alle sehr gut funktionieren.
Aber das ist der Punkt an dem ich nicht weiterkomme. Bei Spielern sehen die Kinder immer, dass da noch mehr geht und bei Nichtspielern gibt es kaum/keine Kinderspiele im Haushalt. Kinder werden selbst kaum im Laden zum Brettspiel greifen, wenn es da auch Lego, Prinzessinnen und Actionfiguren gibt – vor allem nicht, wenn Oma mit dem Portmonee dabei ist.
Ich mag Kinderspiele wirklich, aber ich frage mich an wen die Verlage die verkaufen. Ich weiß nicht ob der Preis da viel hilft. Nach meiner Erfahrung kennen Nichtspieler, die dem Spielen nicht völlig abgeneigt sind nur den roten Pöppel. (Ich kenne aber auch nicht viele Leute. Das mag also nichts bedeuten.)
Ein Trick ist schon mal so zu tun, als wäre das Spiel „für den Papa“. Meine Kinder sind allerdings noch jünger, die kann man leichter austicksen.
Kinderspiele des Jahres erzielen doch teils höhere Auflagen als das Spiel des Jahres, oder? D.h. da gibt es genug Nachfrage. Ich denke auch der Satz „bei Nichtspielern gibt es kaum/keine Kinderspiele im Haushalt“ stimmt so nicht.
Genau, Nichtspieler halten Spiele an sich ja oft für Kinderkram. Es dürfte aber niemanden geben, der seinen Kindern keine Spiele kauft.
Ich denke..Kinderspiele haben ihre Berechtigung vor allem im Spieleinstieg. Kurzes Regelwerk und einfaches Regelverständnis laden ein…und geben Anlass zur Neugierde auf grosses. Jeder, der hier Kinder erwähnt hat, sollte mal überlegen. ..dass Kinder auch stark vom zuschauen lernen und somit mindestens 1-2 Jahre früher ein entsprechendes Spiel verständnislos entwickeln. Kurz gesagt…spielende Eltern haben oft auch spielende Kinder. Leider erlebe ich aber oft genug auch andere Kinder, deren mangelndes elterliche Spielinteresse auch die Kinder zu wenig fordert. Hier sind die „Kinderspiele“ angebrachter.