Ich habe eine Hassliebe zu Kickstarter. Immer mehr Spiele tauchen da auf, und der Anteil an Spielen, welche Schrott sind oder vielleicht kein Schrott sind, aber mich nicht interessieren wächst und wächst. Dazwischen sind natürlich auch gute Spiele, aber ich finde es manchmal sehr anstrengend, diese zu finden. In manchem Fall weiß ich das das Speil gut ist, und dennoch steige ich nicht ein. Vielleicht weil es zu teuer ist und vielleicht auch, weil ich es vergesse. Das passiert trotz der 48 Stunden Erinnerung. Im Fall von Blood Rage dachte ich einfach es interessiert mich nicht. Mich da tief reinzustürzen, ob das Spiel was für mich ist, ist mir zu zeitaufwendig. Umso besser, wenn ein gutes Spiel, dann auch nochmal im Nachhinein zu haben ist. Aber das passiert schon mal mit sehr guten Spielen
Blood Rage sah für mich nach einem typischen Ameritrash Spiel aus. Es sah aus, wie viel Plastik und viel Glück und viel Thema, aber nicht wirklich viel Spiel. Das muss sich nicht unbedingt ausschließen, aber für mich tut es das öfters, als mir lieb ist. Aber dann war ich in Essen und setzte mich an einen Tisch, an dem mir der Autor Eric Lang persönlich das Spiel erklärte. Ich spielte eine erste Runde und bekam einen Einblick in das Spiel. Oh Mann, war das cool. Das war ein reguläres Eurospiel. Jeder deutscher Verlag hätte ein wenige martialisches Thema gewählt und Holzfiguren beigelegt. Aber hier waren halt detaillierten Figuren aus Plastik in großer Menge und auch das Thema dreht sich nur ums schlachten. Aber das stört nicht. Denn das Spiel dadrunter ist ein Eurospiel.
Die Spieler sind ein Clan, welcher zu einer Zeit lebt, wo alles auf Ragnarök zusteuert. Wir werden alle sterben, daher geht es darum dies möglichst Ruhmreich zu machen. Wir draften Karten. Karten die unsere Clans aufwerten, oder nur unsere Krieger oder Anführer oder Schiffe. Oder wir besorgen uns starke Kampfkarten oder erfüllen Quests, welche nicht nur Ruhm versprechen, sondern auch unsern Clan stärken. Ein schnelles Draften und es kann losgehen. Noch ehe man eine zweite Aktion macht, kommt es schon zum Konflikt. Diesem zu entgehen ist keine sinnvolle Art in diesem Spiel zu gewinnen. Clanmitglieder werden sterben und das zu großen Zahlen. Aber das tun sie ehrenvoll. Denn jeder Tod kann in Ruhmespunkten ausgedrückt werden.
Blood Rage erscheint wie ein wüstes Gekloppe. Die Spieler stellen sich hin und nehmen die Figuren wieder runter. In Wahrheit muss das geplant werden. Mit welches Strategie ich gewinnen will muss ich anpassen, abhängig von den Karten die ich abbekomme. Manchmal muss ich meine Strategie auch im nächsten Zeitalter ändern, weil ich bestimmte Karten nicht bekomme, manchmal kann ich weitermachen wie ich es mir vorstelle. Aber ich darf nie aus den Augen verlieren wie ich zu meinen Ruhmespunkten kommen möchte. Quests, Plünderungen, Tote oder andere Effekte. In wie weit ich anderen ihre Strategien durchkreuzen kann ist dabei manchmal gar nicht so entscheidend, aber auch spannend. Blood Rage ist keine stumpfe Gewalt und kein sinnloses Gewürfel. Die Spieler haben eigentlich keine Glücksüberraschungen zu erwarten. Die meisten Karten im Spiel haben sie gesehen und nach ein paar Partien auch im Kopf. Und dadurch geht das Spiel sehr schnell. Und dank einer Erweiterung funktioniert es hervorragend auch zu fünft. Die Spielerzahl die laut dem Autor auch geplant war.
Man muss natürlich ein Freund von Konfrontationen sein. Dies ist kein herkömmliches Aufbauspiel. Das einzige Spiel das ein solche tiefe Konfrontation so früh sucht, dass ich kenne und liebe, ist das gute alte Löwenherz. Da ist ab Runde 1 auch alles offen und die Spieler streiten sich um die ersten Einnahmen. Und wie bei Löwenherz kann ei Spieler die meiste Zeit auch versuchen unter dem Radar zu bleiben. Ob ihm das den Sieg bringt ist dabei genauso offen.
Ich liebe Blood Rage. Es verbindet so viele Elemente in eine fantastischen Präsentation, dass ich mich frage wie ich das Spiel nur übersehen konnte damals. Allein der Name der Autors hätte mir klar machen sollen, da einen deutlicheren Blick darauf zu werfen. Wenn Eric Lang und Klaus Teuber nun noch zusammen ein Spiel machen würden, wäre das ja voll toll. Da die Chancen dafür leider sehr gering sind, muss ich mich an den derzeitigen Spielen erfreuen. Und mit Blood Rage habe ich sehr viel Freude. Ein Spiel, bei dem ich nie Nein sagen würde, wenn einer es vorschlägt.
Autor: Eric M Lang
Illustrator: Henning Ludvigsen, Mike McVey, Adrian Smith
Verlag: Cool Mini Or Not, 2015
Vertrieb: Asmodee
Spielerzahl: 2-4 Kennerspieler
Links: Cool Mini Or Not / Asmodee / Luding / BoardGameGeek
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