Ich hatte ja schon in den letzten Jahren einiges gesagt wie ich das Festival International des Jeux in Cannes so liebe (2012, 2012, 2012, 2012, 2013, 2014, 2015). Und dennoch ist Cannes für mich ein Highlight im Messejahr, welches ich nicht umsonst nun schon zum fünften mal besucht habe. Aber wie alles im Leben ist auch diese Messe von Veränderungen getragen. Mehr Verlage drängen auf den Markt. Die meisten von ihnen wollen auch mehr Fläche haben. Wenn 2012 noch alles in die Halle gepasst hat und im Nebengebäude das alles in Ruhe lief, ist das Nebengebäude inzwischen selber komplett voll mit Fläche und die klassischen Spiele (Scrabble, Go, Shogi, Schach, etc…) haben immer weniger Platz zum Atmen. Dieses Jahr haben sie draußen noch ein extragroßes Zelt aufgebaut um etliche Kartenspielturniere dorthin auszulagern.

Aber es sind die vielen Kleinigkeiten an denen man sieht das die 30e Auflage sich immer noch weiterentwickelt. Das Off, welches immer als Umschlagplatz für Autoren galt und wo man Prototypen in großer Menge finden konnte, war letztes Jahr so aus den Nähten geplatzt, weil auch jeder normale Mensch abends dorthin ging, um seine Neuerwerbungen dort zu spielen. Die Leute saßen auf dem Boden. Dieses Jahr wurden um 21 Uhr nur die Autoren mit ihren Prototypen reingelassen, und am besten nur nach Voranmeldung. Der Rest durfte erst um 22 Uhr rein und dann waren die Tische alle vergeben. Leerer ist es nicht geworden, aber der Sinn der Veranstaltung ist gewachsen. Man sollte sich nur bewusst sein, das die Nacht immer länger wird in Cannes.

Als Zusatzangebot gab es die AsmoNight. Wer ein Ticket ergattern konnte, durfte damit rein und nicht nur sämtliche Neuheiten aller angeschloßenen Verlage spielen, sondern auch etliche Prototypen, welche in den nächsten Monaten noch erscheinen. und so gut das auch ist, es gab wohl zu viele Tickets, denn diese Räumlichkeit platzte auch aus den Nähten. Die Tische waren Dauervoll und wer es nicht an einen der Tische geschafft hatte, musste warten bis die Leute wieder aufstanden. Hier hilft es das die Spiele an die Tische gebunden sind. Wenn ich die Massen aber in diesen Bereichen sehe frage ich mich, wie man das noch weiter entwirren könnte, denn die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot.

Was mir fehlt waren aber mehr Deutsche Verlage. Keine Ahnung wie das für die kleinen Möglich ist, aber zumindest die großen könnten zahlreicher sein. Immerhin kommen auch mehr Verlage vorbei. Spiele-Offensive habe ich am Freitag Abend getroffen, wo sie vom Flughafen zur Messe gegangen sind. Und Pegasus hatte sich ja auch am Samstag früh auf den Weg gemacht. Nun könnte man das auf die Sprachproblematik schieben, aber tatsächlich ist mein Französische immer noch miserabel und ich komme mit Englisch sehr weit. Vielleicht wäre ein Gemeinschaftsstand Deutscher Verlage spannend, wo französische Partner gesucht werden können. Da entspinnen sich einige Optionen.

Bei der Preisverleihung gab es auch nicht wirklich Überraschungen. Die angedachten Spiele haben, gewonnen, wenn auch gerade beim Kennerpreis alles verdient gewesen wäre. Vor allem zeigt es, dass die Franzosen auch über ihren Tellerrand schauen können und auch Spiele aus anderen Ländern sehr wohl zu schätzen wissen. Die Spielewelt wird internationaler Und so wie das Wort im Namen der Veranstaltung steht, so zeigt dieser Jahrgang auch, dass Franzosen das auch so sehen. Was aber nicht bedeutet, dass alles perfekt ist. So wurde von einer Juryperson auf die Nachfrage, warum denn Spinderella nicht nominiert wurde in der Kinderkategorie, einfach gesagt, das sein kein Kinderspiel. Die Altersangaben sahen die Jurymitglieder dort wohl anders. Sagt das was über die Jury, den Markt, oder die Zielsetzung aus? Ich weiß es nicht.

Aber kommen wir zur traurigen Seite dieses Tripps. Bei der Einreise bekam ich gleich zu spüren, dass sich Europa verändert. Eigentlich will ich ja nichts politisches in diesen Blog bringen, aber das leben ist politisch, ich kann es nicht verhindern. In diesem Fall bedeutet es, dass ich bei der Landung an eine Passkontrolle kam. Frankreich hat offiziell einen Ausnahmezustand ausgerufen und seine Grenze dicht gemacht. Auch bei der Ausreise musst ich entsprechend in einer Schlange stehen und das über mich ergehen lassen. Einzig das ich spürte, dass der Grenzbeamte mir gegenüber gelangweilt wirkte oder versuchte mich aufzumuntern, zeigt, dass viele Leute in diesem teil des Landes diese Notwendigkeit nicht genauso sahen. Ich fand es auch Unnütz Menschen in voller Uniform und mit Maschinengewehr in der Messe zu haben, aber wenn man nicht gerade an ihnen vorbei ging merkte man nichts von der Spannung. Und so hielten die Menschen dort meinen Glauben an ein Europa. Die Politik der Regierung tat es nicht.