Es gibt mittlerweile einige Spiele, die europäische Metropolen im Titel tragen. Und hier will sich Schmidt Spiele nicht lumpen lassen und schickt einen weiteren Kandidaten ins Rennen. Wien ist eine Reise wert und das Spiel Vienna führt euch in diese Stadt. Ihr bereist mit einer Kutsche die Stadt und versucht eure Würfel möglichst sinnvoll einzusetzen. Aber helfen die Würfelwürfe auch bei eurer Strategie oder verhindern sie es eher?
Worum geht es in Vienna?
In Vienna bereist ihr das Wien des 19. Jahrhunderts und wollt in die High Society aufsteigen. Ihr müsst an verschiedene Orte reisen, um dort euren Einfluss zu steigern. Leider ist das Thema doch hier recht dünn, denn eigentlich ist Vienna ein Würfelspiel, bei dem es darum geht eure Würfel möglichst sinnvoll auf dem Plan einzusetzen, um möglichst viele Personen zu rekrutieren und möglichst viele Siegpunkte zu erlangen. Das Spiel endet, sobald ein Spieler 25 Siegpunkte verbuchen konnte, danach folgt noch eine Schlußwertung.
Update: Ich muss gestehen, dass ich einen Regelschnitzer in dieses Review eingebaut habe. Jeder Spieler besteigt seine eigene Kutsche. Ich war immer davon ausgegangen, dass es quasi nur eine Kutsche gibt. Dennoch mag ich dieses Spiel und würde es auch immer als leichtes Strategiespiel auf den Tisch bringen.
Was steckt in Vienna?
- 1 doppelseitiger Spielplan
- 26 Würfel
- je 5 in Rot, Gelb, Grün, Blau, Schwarz, sowie 1 in Weiß
- 55 Karten
- 6 Start-, 5 Sonderkarten und 44 Personenkarten
- 25 Münzen
- 5 Siegpunkt-Marker
- 1 Gendarm
- 1 Anleitung in deutsch, englisch, italienisch und französisch
Der Packungsinhalt ist doch sehr übersichtlich, dafür ist das Spiel dann aber auch sehr schnell aufgebaut.
Der Spielplan ist doppelseitig gestaltet, allerdings sind die beiden Seiten identisch; die eine Seite zeigt die Tagseite und die andere eine Nachtstimmung. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sich die Seiten etwas unterscheiden, dann hätte man noch etwas mehr Variabilität gehabt.
Es gibt mehrere Arten von Feldertypen. Die grünen Felder sind die Sofort-Felder, deren Effekt tritt sofort, wenn ein Würfel dort platziert wird.
Die normalen Felder aktiveren sich erst nachdem alle Würfel eingesetzt wurden. Und dann in aufsteigender Reihenfolge.
Die Wertungsfelder haben recht hohe Nummern und sind meist recht schwer zu besetzen. Mit diesen Feldern kann man eigene Wertungen für seine Personenkarten auslösen.
Wie spielt sich „Vienna“?
Der Aufbauaufwand für Vienna ist sehr gering. Zuerst werden alle Siegpunktmarker auf die entsprechende Startposition gestellt. Diese Position ist von der Spielerzahl abhängig.
Jeder Spieler erhält seine Würfel und darf sich eine der ausliegenden Startkarten aussuchen. Manchmal winkt dabei sogar ein wenig Startkapital.
Der Startspieler beginnt seine Runde, indem er alle Würfel würfelt.
Nun darf er einen Würfel oder auch zwei Würfel auf das Feld , das der Summe der beiden Würfel entspricht, setzen. Der rote Spieler entscheidet sich für das Feld 3. Jetzt steht die Kutsche quasi auf dem Feld 3 und alle Felder dahinter können erstmal nicht mehr erreicht werden, es sei denn der Spieler zahlt 1 Geld, um die Kutsche umdrehen zu lassen. Es ist also kostengünstiger, wenn man sich an die Reihenfolge hält.
Grün hat kein Startkapital erhalten und muss ebenfalls alle seine Würfel werfen.
Er besetzt das Feld 3/4. Hier dürfte ein Würfel mit einer 3 oder auch einer 4 abgelegt werden.
Der gelbe Spieler hat sehr schlecht gewürfelt. Er entscheidet sich für das Feld 1, dafür muss er 1 Geld zahlen, da das Feld in der falschen Richtung mittlerweile liegt. Allerdings erhält er auch wieder sofort 1 Geld und darf einen Würfel auf eine andere Zahl drehen.
Update: Hier ist mir der erste Regelfehler passiert. Jeder Spieler besitzt quasi seine eigene Kutsche.
Er dreht einen Würfel auf den Wert 6. Dadurch ergeben sich für den Spieler einfach mehr Möglichkeiten.
So setzen nun alle Spieler ihre Würfel auf den Plan ein. Nachdem alle eingesetzt sind, werden die Felder der Reihe nach ausgeführt.
Falls man keine Würfel mehr einsetzten kann, bleibt einem nur noch das Feld „Geheimbund“. Dieses Feld kann auch mehrfach besetzt werden und man erhält jedes Mal eine Münze.
Nun werden alle Felder aufsteigend abgehandelt.
Im Spielverlauf ist es sehr wichtig Personenkarten zu bekommen. Denn bei Wertungen können diese Karten mit den Symbolen sehr viele Punkte einbringen.
Kommt es zu einer Wertung, dann werden die entsprechenden Symbole mit den direkten Nachbar verglichen, dafür gibt es dann viele Punkte.
Das Spiel endet, sobald ein Spieler 25 Siegpunkte erreicht. Nun folgt noch eine letzte Wertung, wo jeder Spieler nochmal alle Symbole mit seinen Nachbarn vergleicht.
Was denke ich über Vienna?
Wer jetzt denkt, dass Vienna doch ein wenig wie Kingsburg oder Kingsport Festival daherkommt, der hat recht. Anleihen sind vorhanden, aber dennoch ist Vienna ein eigenständiges Spiel, das sich ein paar Mechanismen bedient. Der Würfeleinsetzmechniamsus ist ähnlich, aber auch unterschiedlich. Es ist irgendwie eine Mischung aus den oben genannten und dem Spiel Egizia, ohne ganz so brutal zu sein. Denn in Vienna ist es fast immer möglich, alle Felder noch zu besetzen. Das kostet zwar Geld und sorgt für andere Zwänge, aber möglich bleibt es. So kann man stets seine Würfel strategisch sinnvoll einsetzen, wenn das leidige Geldproblem nicht wäre.
Man hat immer Möglichkeiten und das mag ich an dem Spiel. Dennoch bestimmt der initiale Würfelwurf für die Runde mehr oder weniger die Strategie. Man kann zwar die Würfel manipulieren, aber durch den Geldmangel wird doch sehr oft darauf verzichtet. Der Glücksanteil in Vienna ist deutlich spürbar, der mich aber in keinster Weise stört.
Wunderbar ist das Vergleichen der Personenkarten, denn dort werden nur die Nachbarn herangezogen. Diesen Mechanismus mochte ich schon bei 7 Wonders und auch hier ist er sehr passend eingesetzt, da dadurch das Spiel übersichtlich bleibt. Die Leichtigkeit bleibt bestehen.
Sehr positiv möchte ich dem Spiel die Spieldauer anrechnen. Mit neuen Spieler kann man das Spiel in ca. 45 Minuten absolvieren und meist folgt dann die nächste Runde, die dann nochmal schneller abläuft.
Das Spiel trifft bei mir den Nerv eines leichten, strategischen Spiel, das für mich genau die richtige Länge und Tiefe hat. Es ist nicht zu überladen und man kann sich nebenbei noch locker unterhalten. Dennoch kann man sich auch in das Spiel sehr vertiefen und richtig in den schön gestalteten Spielplan abtauchen.
Vienna ist für mich ein tolles Spiel, das Wenigspieler gut an das Thema der sogenannten Euro-Games heranführt und durch die Spieldauer können es Vielspieler sogar als Absacker spielen.
Autor: Johannes Schmidauer-König
Illustrator: Michael Menzel
Verlag: Schmidt Spiele, 2015
Spielerzahl: 3-5 Familienspieler
Links: Schmidt Spiele / Luding / Boardgamegeek
Bin noch überhaupt nicht überzeugt von dem Spiel… v.a. weil jede Runde ja immer so gleich verläuft, auf der gleichen Strecke mit exakt denselben Optionen… Das war einigen schon nach drei Runden (nicht Partien!!) langweilig.
Das bedeutet, dass Kingsburg bei euch auch gefloppt sein müsste. Da ändern sich die Optionen ja auch nicht Und Schach und Go sind nach dieser Argumentation schon instant-raus.
In Wahrheit sind es ja nicht dieselben Optionen, sondern es geht darum zu sehen, welche Felder kann ich mit meinen Würfeln noch erreichen, und wo könnten mir die Mitspieler in die Quere kommen. Ich empfinde da einen Reiz, vor allem da es schnell geht.
Kingsburg habe ich tatsächlich noch nie gespielt, und Schach… na ja, lass das mal raus, da kommen wir mit unseren komischen Euro Games bestimmt nicht gegen an;-)
Wie gesagt, den Reiz erkenne ich noch nicht, es wirkt ziemlich gleichförmig auf mich. Klar verläuft nicht jede Runde identisch, aber doch recht ähnlich, jedenfalls war das in unseren beiden Partien bisher so. Kam mir gleich so vor wie ein Spiel, das man schnell optimisieren kann. Viele verschiedenen Taktiken gibt es doch eher nicht, oder?
Ich probiere es aber gerne nochmal aus!
„optimieren“ natürlich, nicht „optimizing“…
Für mich ist die Spielzeit wirklich ein großartiger Pluspunkt. Ja, das Spiel kann auch eher gleichförmig verlaufen, aber manchmal hast du Runden, wo entweder die Würfel nicht gut fallen oder einen Startspieler, der gleich hoch reingeht. Dann musst du schauen, wie du das beste aus der Situation rausholen kannst. Das kann sich halt manchmal auch zäh anfühlen, aber manchmal flutscht es auch und alle Rädchen greifen toll ineinander. Ich mag es halt, da es kurz ist, aber Spieleinsteiger nicht unbedingt überfordert.
„Der gelbe Spieler hat sehr schlecht gewürfelt. Er entscheidet sich für das Feld 1, dafür muss er 1 Geld zahlen, da das Feld in der falschen Richtung mittlerweile liegt“
„In manchen Runden kann es vorkommen, dass der Startspieler ein hohes Feld besetzt und die Spielrunde für die folgenden Spieler schnell teuer wird.“
Wenn ich diese beiden Sätze lese, überkommt mich die Vermutung, dass ihr da etwas komplett falsch gespielt habt! Die Würfel der anderen Spieler haben keinen Einfluss darauf, wohin ich meine Würfel legen darf (mal abgesehen von den durch Würfel blockierten Feldern).
Jeder Spieler hat seine eigene Kutsche!
In der Anleitung heißt es dazu:
„Da die Kutsche eines Spielers (normalerweise) nicht wieder zurück-
fährt, muss der Spieler neue Würfel immer der Straße folgend, weiter als seine zuvor gesetzten Würfel, platzieren.“
Oh mist, da ist mir wirklich ein Regelfehler untergekommen. Wie peinlich, aber ich war immer nur von einer Kutsche ausgegangen. Es tut mir leid, ich habe jetzt vor meinen Text einen kurzen „Disclaimer“ gesetzt und das Fazit etwas angepasst. Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass ich dieses Spiel mag und es ein schöner Einstieg in das Genre der leichten Euro-Games ist.