Der Februar war kurz und doch sehr ereignisreich. Und so könne wir drei euch wieder einiges berichten was so passiert ist.

Arne – Erwartungen

Ich glaube, dass ich ein Problem mit meiner persönlicher Erwartungshaltung habe. Oft haben mich Spiele enttäuscht, auf die ich total gehyped war und oft Spiele überrascht, die ich eigentlich schon links liegen lassen wollte. Kennt ihr das Gefühl oder bin ich da allein auf weiter Flur? Wieweit fahrt ihr mit bei den Hype-Trains? Im Rückspiel für den Monat Februar will ich von zwei Beispielen berichten, die beide Extreme abdecken.

„Und es begab sich, dass auch ich gen Heimat aufbrach zu den festlichen Tagen. Im Gepäck ein paar Spiele.“

Besonders Neugierig war ich auf Risiko – Europa, denn innerhalb der Szene habe ich einiges Positives vom Spiel gehört. Es sei das viel bessere Risiko-Spiel, es ginge schneller, man hat mehr Möglichkeiten. Es klang einfach nach einem rundum Paket für mich als Spieler.
Nachdem die Gans verspeist war und alles abgeräumt war, stöberten wir durch meine Spieletasche. Mein Bruder, überhaupt kein Spieler, fiel sofort das Risiko in die Hände. Während seiner Kindheit hat er dieses Spiel das ein oder andere auf dem Tisch gehabt, wie man das halt so gehabt hat als Jugendlicher. Risiko umweht noch immer diese Gewisse Magie und die Erinnerungen an Kindheit oder Jugend, durchzockte Nachmittage und Partien, die mehrere Tage dauerten. Nach heutigen Spielemaßstäben würde das Grundspiel keinen Gamer mehr hintern Ofen hervorlocken, aber so war es halt in den 80ern und wahrscheinlich auch noch in den 90er und vielleicht auch noch heute. Risiko ist halt Magie.
Ich habe mich dann dem Aufbau gewidmet und er blätterte durch das Regelheft. Dieses Heft ist zwar nur ein A5 Heft, umfasst aber 23 Seiten, genau 23!! Da sah ich dann meine Felle für einen gelungenen, modernen Risiko-Nachmittag davonschwimmen. Und so geschah es auch, mein Bruder verließ den Tisch und hat sich lieber dem Sofa und dem Fernseher gewidmet. So blieb es bei meinen Neffen und meiner Schwägerin als Mitspieler.
Nach dem Aufbau habe ich mich dann um die Regeln gekümmert und mit dem Erklären gestartet. Die Runzeln in der Stirn meiner Mitspieler wurden tiefer und tiefer, das war nicht ihr bekanntes Risiko. Es war ein neues Spiel mit dem falschen Namen. In Risiko Europa gibt es Heimatstädte, Festungen, Kartendecks (die Aktionen ermöglichen), Steuereintreibungen, um neue Truppen zu kaufen, usw usw. Für mich als Vielspieler ist das nicht wirklich ein Problem und ich kann mich schnell mit neuen Mechanismen anfreunden. Aber wenn meine Mitspieler ein Risiko erwarten und ich mich erstmal durch eine 20+ Seiten Regelheft durchkämpfen muss; ich erklären muss, wann welche Armee kämpft und die anderen besiegt, dann kann ich verstehen, wenn man sein altes Risiko wiederhaben will. Qualität der Spielmechanismen hin oder her. Risiko Europa weckt in meinen Augen eine Spielidee, die es nicht halten kann. Für den Vielspieler klingt das Spiel spannend, da es viel mehr Spieltiefe gibt; dieser wird das Spiel wegen des Namens aber schwerlich anfassen und die Wenigspieler werden dieses Spiel wegen des Namens kaufen, dann frustriert die Anleitung lesen und das Spiel auch nicht spielen. Ich weiss nicht, ob sich Hasbro hier mit der Namensgebung einen Gefallen getan hat, denn was bringt ein gekauftes Spiel, das entweder nicht gespielt wird oder von den Vielspielern links liegen gelassen wird?
Wer mehr von mir und meinen Risiko-Erahrungen hören möchte, der surft bei unsere „Auf den Tisch“-Folge 12 vorbei.

„Nürnberg Neuheiten von Amigo? Ich weiss nicht so richtig?“ 

Beim Durchschauen der Neuheitenlisten zur Spielwarenmesse in Nürnberg ließen mich die Spiele vom Amigo Spiele Verlag erstmal kalt. Nix reizte mich. Oh, ich lag so falsch. Da ich im Podcast aber der Experte für die kleinen Spiele bin, habe ich doch ein paar angefordert. Deja-Vu, Lecker Mammut, Caramba und alle Spiele sind absolut eingeschlagen in meinen verschiedenen Spielegruppen. Lecker Mammut ist ein kleines Halli Galli-esques Haudrauf Spiel, bei dem meine Tochter schon richtig gut mitspielen kann und ihren Spaß hat. Noch mehr Spaß hat sie (und auch wir) mit Caramba. Einer ganz schnellen Würfelei, bei der es eigentlich nur um das Sammeln von gleichen Symbolen und der Hektik dreht. Das Spiel ist in seiner Einfachheit schon fast „unverschämt“, aber dennoch macht es total Laune und darauf kommt es an. Zusätzlich unterstützt das gelungene Material das Spielgefühl.

Caramba (Amigo Spiele)

Die dritte Neuheit und das absolute Highlight im Amigo-Lineup ist das Spiel Deja Vu. Es ist mehr oder weniger eine knallharte Memory-Variante, die keine Fehler verzeiht. Und genau das macht den Spielreiz aus. Zudem wird das Spiel im Spielverlauf härter und das Gehirn spielt einen immer öfter einen Streich und man scheidet aus der Runde aus. Wirklich, wirklich großartig, obwohl das Spiel manchmal echt gemein, richtig gemein sein kann.

Erwartungen können einen überraschen oder enttäuschen. Oft nehme ich mir fest vor, dass ich mich nicht mehr so sehr vorher auf ein Spiel freue werde. Aber sobald ich eine neue Spieleschachtel öffne, habe ich eine gewisse Erwartungshaltung und ich finde auch, dass das gut so ist. Die schönste Freude ist halt die Vorfreude, auch wenn sie manchmal nicht dem Hype gerecht wird.

Rene – Geduld vs. Ungeduld

Der Februar war ein Monat in dem ich Geduld beweisen musste, es aber nicht immer konnte. Zum einen war da das von mir lang ersehnte Spiel Gloomhaven, das sich Mitte Januar auf den Weg von China nach Deutschland gemacht hat. Ein Spiel das mich schon während der Kickstarter-Kampagne sehr angesprochen hatte. Da ich aber schon viel Geld bei Conan „geopfert“ hatte bin ich bei Kickstarter nicht eingestiegen, was ich nach dem Ende der Kampagne aber auch schon fast vergessen hatte (es gab ja immer wieder was neues). Dann gab es das Spiel aber auf der Spiel ’16 in Essen zu sehen und was ich sah war ein gigantischer Karton der ein Spiel von gigantischen Ausmaßen beinhaltete. Und mir war klar: Das musste ich haben. (Was mich genau daran gereizt hat, werde ich an andere Stelle ausführlich besprechen.) Zum Glück habe ich dann erfahren das noch bis Ende Oktober Vorbestellungen möglich waren, und das diese dann mit den Kickstarter zusammen ausgeliefert werden sollten. Die Gelegenheit ließ ich mir dieses mal nicht entgehen und seit diesem Zeitpunkt wurde ich dann wie alle anderen Unterstützer über Produktionsfortschritte und Produktionsprobleme unterrichtet. Die Vorfreude und Erwartung stieg mit jeder Nachricht, und als der Versand startete, ertappte ich mich dabei das ich tatsächlich regelmäßig überprüfte wo sich das Containerschiff auf seiner Route von China befand. Doch ich musste noch ein paar Wochen mehr Geduld haben bis ich endlich eine Versandbestätigung von DHL erhielt das das Paket zu mir unterwegs war. Ob sich meine Geduld ausgezahlt hat, darüber werde ich in den nächsten Wochen berichten.

Das zweite Spiel was mich in Geduld üben ließ war Arkham Horror – Das Kartenspiel. Ende letzen Jahres erschien es auf englisch und eigentlich konnte es ja nicht wirklich lange dauern bis es auf deutsch kommt. Doch das tat es nicht. Also hieß es warten. Und das tat ich. Und ich laß Reviews dazu, schaute Let’s Plays auf YouTube und wartete. Bis ich dann keine Geduld mehr hatte. Also bestellte ich mir Anfang Februar (etwas Überteuert) die englische Version.

Und es hat sich gelohnt. Es ist ein tolles kampagnenbasiertes Kartenspiel in der Arkham-Horror-Welt. Dennoch habe ich mir jetzt die deutsche Version bestellt, da um in die richtige Stimmung kommen zu können das verwende Englisch doch sehr schwer und für uns leider dann doch ein kleiner Dämpfer war was die Stimmung betraf. Jetzt heißt es wieder Geduld haben bis die deutsche Version bei mir eintrifft.

Matthias – Reisen

Wenn ich mit dem Februar eins verbinde, dann viel Reisen. Am Anfang des Monats stand die Spielwarenmesse in Nürnberg auf dem Plan und damit 5 Tage Meetings und Rund um die Uhr-Programm inklusive wenig Schlaf auf Grund kurzer Nächte. Aber es gab viel zu sehen, viel zu erzählen und auch viel zu spielen. Wir sind schon auf etliche Eindrücke in unserem Nürnberg-Special eingegangen. Daher kann ich hier nicht so viel nachlegen, außer das auch die Meetings nicht alle abgeschloßen sind und mir immer noch Arbeit auf den Tisch bringen.

Mitte des Monats ging es gleich weiter mit sehr viel Spielen. Eine Reise ins „schöne“ *hust* Herne zur Endrunde des Hippodice. Zum 29ten mal wurde der Prototpyenwettbewerb durchgeführt und zum zweiten Mal war ich dabei. Es gab etliche schöne Spiele und während der Freitag noch überschaubar ist, mit den Familien- und Kennerspielen, so ist der Samstag eher harte Arbeit, wenn da Expertenspiele auf den Tisch kommen, welche man bestenfalls nur anspielen kann, damit man von jedem Spiel einen Eindruck haben kann. Ein Spiel hat mich aber besonders beeindruckt, weil der Autor es geschafft hat eine vorbildlich gestaltete Regel zu fabrizieren. Das ist selten und oft gar nicht nötig, aber es kann helfen.

Schon eine Woche später ging es nach Cannes zum Festival International des Jeux, dem größten Spielefest in Frankreich. Und wenn man so ein regelmäßiges Pensum durchzieht, dann kommen auch schon die ersten Ermüdungserscheinungen an. Schnell mal überfliegen, Pressekonferenz, Preisverleihung, Müde ins Bett, am nächsten Morgen in die Halle, Meetings haben und Spiele spielen und abends noch ins Off. Cannes hat dabei immer seinen eigenen Reiz und seinen eigenen Charm. Und dieses anders sein als Essen mag ich besonders. Dabei ist die Veranstaltung dieses Jahr aber schon wieder gewachsen. Und langsam mangelt es an Fläche wo sie Hinwachsen kann. Mal sehen ob der Messe dort noch eine Lösung einfällt, denn neue Gebäude oder Stockwerke können da nicht einfach gebaut werden. Aber ich bin dann auch KO und muss mir keinen zweiten Tag geben.

Meine Sammlung wieder mit den Würfeln der Messe aufgestockt.

Nächstes Wochenende wäre das Spieleautorentreffen in Haar und die Spieletage in Bremen. Beides Veranstaltungen die ich nicht besuchen werde. Aber ich bin dennoch on the Road und froh wenn ab Mitte März wieder etwas Ruhe einkehrt.

Viel Reisen heißt aber nicht wenig spielen. Zum Glück. Und so habe ich neben etlichen Prototypen und Spielen die erst demnächst rauskommen auch die Zeit ein paar andere kleine und große Spiele zu spielen. Ein Rebellion oder Villen des Wahnsinns sind ja nicht in 10 Minuten gespielt. Mein Highlight in dem Monat ist aber das schnelle Lucky Lachs. Es liegt auf meiner Wellenlänge und ich könnte mir vorstellen, dass auch Martin Klein es mit mir spielen würde.

Und noch eine Reise ist zu Ende gegangen. Das Erkunden von Fabelsaft. Nach 20 Partien sind wir durch. Der Stapel ist aufgebraucht und alle karten erkundet. Ich muss zugeben, ich mag es sehr. Das Spiel hat eine Dynamik entwickelt, welche mir sehr zusagt. Es gab Kombinationen die ein langsames Vorgehen belohnt haben, Kombis, welche ein sehr schnelles Spiel erzeugt haben. Welche mit mehr oder weniger Interaktion. Das Spiel war sehr abwechslungsreich und immer irgendwie anders. Nicht der Fabel-Mechanismus ist dabei entscheidend, sondern das Gefühl immer irgendwie ein anderes Spiel zu spielen. Und die Reihenfolge in der die Karten kamen war dabei sehr gut durchdacht. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, das in einer anderen Reihenfolge zu spielen. Für mich eine schöne Erfahrung.