Den Kosmos Verlag verbindet man im Brettspielbereich schon fast zwangläufig mit (Die Siedler von) Catan und damit dann auch mit dem Namen Teuber. Zur vergangenen Spiel 15 in Essen hatte nun der Verlag ein Spiel dabei, dass den Namen Teuber gleich 2mal trug. Einmal Klaus Teuber und dann noch Benjamin Teuber, seinem Sohn. Diese beiden haben jetzt zusammen ein Spiel entwickelt und herausgebracht.
In den letzten Jahren haben mir die Spiele von Klaus Teuber nicht mehr ganz so gut gefallen, da sie irgendwie immer etwas altes wieder „aufgewärmt“ haben, siehe Norderwind, dass eigentlich eine große Version des Spiels Sternenschiff von Catan war. Aber vielleicht schafft es Klaus Teuber zusammen mit seinem Sproß neue Ideen und Spielkonzepte zu entwickeln.
Worum geht es in Tumult Royal?
Tumult Royal ist im Kern ein einfaches Aufbauspiel, ihr sammelt Rohstoffe und errichtet Statuen in verschiedenen Landesteilen. Klingt eigentlich erstmal nicht spektakulär, das Spektakuläre kommt in der Form eines Echtzeitelementes ins Spiel. Denn die Rohstoffe werden nicht gekauft, getauscht oder hergestellt, sondern sie werden im Laufe des Spiels gesammelt. Dafür habt ihr allerdings nur wenig Zeit und die anderen Spieler greifen ebenfalls nach den wertvollen Waren. Allerdings muss man beim Sammeln darauf achten, dass man dem Volk noch genügend Rohstoffe übrig lasst und ihr nicht zu gierig werdet, denn sonst droht ein Aufstand und der gierigste Spieler verliert Waren und Ansehen beim Volk.
Der Spieler, der bei Spielende die meisten Statuen errichten konnte, ist der Gewinner.
Wie spielt sich Tumult Royal?
Zuerst wird der Spielplan, der Spieleranzahl entsprechend, aufgebaut. Nun darf jeder Spieler auf einem der Wiesenfelder eine seiner Statuen aufstellen. Diese Statuen hat er vorher auf seinem Schloßtableau platziert. Hier ist dem Verlag eine wirklich pfiffige Lösung eingefallen, denn im Spielverlauf ist es immer wichtig, wieviele Statuen man bereits verbaut hat. Mit diesem Schloßtableau ist das sofort ersichtlich.
Eine Runde wird über 7 Phase gespielt. Diese sind ebenfalls auf dem Schloßtablau aufgedruckt.
- Zuerst wird die Tumultscheibe gedreht, um zu sehen, wieviele Waren nach der Raubphase noch übrig sein müssen.
- Vor dem Nehmen der Warenplättchen, entfernt jeder Spieler noch 3 verdeckte Warenplättchen. Dann wird gesammelt, dazu dreht man die Sanduhr um, und alle Spieler versuchen, die richtige Anzahl an Warenplättchen, zu nehmen. Gleichzeitig.
- Jetzt wird geschaut, ob noch genügend Waren für das Volk übriggeblieben sind. Dafür dreht man die, in der Mitte, verbliebenden Plättchen um und zählt die Waren. Falls es noch genügend gibt, passiert nichts; sind zuwenig Waren vorhanden muss der gierigste Spieler Waren abgeben und er verliert noch Gefolgsleute.
- Nun kann man mit den gesammelten Waren Staturen auf dem Spielplan errichten. Die Baukosten sind ebenfalls auf dem Schloßtableau abgebildet. Wer mehr Waren als benötigt zahlt, erhält noch Gefolgsleute.
- Nach der Anzahl der Gefolgsleute wird nun die neue Spielerreihenfolge ermittelt.
- Der Spieler mit den meisten Gefolgsleuten ist neuer König und darf eine Statue zusätzlich, auf der Rundenleiste, errichten.
- Der Spieler mit den wenigsten Gefolgsleuten erhält die Gnade des Volkes und darf beim nächsten Rauben etwas gieriger sein.
Das Spiel endet nach 6-10 Runden, abhängig ist die Differenz der verbauten Statuen.
Was denke ich über Tumult Royal?
Meine Erwartungen an Tumult Royal waren eher gering. Keine Ahnung wieso, vielleicht weil die letzten Spiele von Klaus Teuber mir nicht ganz so gut gefallen haben. Aber ich wurde überrascht. Das Spiel bietet im Grunde genommen sehr konservative Kost, man baut so vor sich hin, sammelt Waren und versucht das Volk glücklich zu stellen. Aber bei Tumult Royal gelingt es Klaus und Benjamin Teuber diese, eher bekannten Mechanismen, mit dem Element des Echtzeitsammelns zu versehen und schon wirkt das Spiel peppig, neu und interessant.
Und dieser Echtzeitmechanismus lässt einen manchmal echt die Schweißperlen auf die Stirn treiben, denn zuerst muss man abschätzen, was man benötigt, dann die richtigen Warenplättchen finden und einsacken und dann noch hoffen, dass man genügend aber auch nicht zuviel gesammelt hat. Das ist klasse und wertet das Spiel sehr auf.
Der gesamte Spielablauf ist sehr übersichtlich gehalten und es eignet sich perfekt für Familien. Vielspieler ggf. durch den hektischen Mittelteil einer Runde doch eher abgeschreckt werden. Man muss sich halt vor dem Sammeln entscheiden, was man machen möchte und wenn man die richtigen Plättchen nicht bekommt, dann hat man meist keine Zeit mehr seine Strategie zu ändern und anzupassen. Es kann dann schnell passieren, dass man nicht genug Waren gesammelt hat und man keine Statue errichten kann, dann hat man quasi eine Runde verschenkt und die Mitspieler ziehen davon. Dann fällt das Aufholen doch schwer. Es gibt zwar einen Aufholmechanismus, dieser ist aber nicht stark genug.
Leider gibt es auch beim Material eine kleine Hassliebe, denn die ganzen Spielmaterialien sind (wie man es von Kosmos gewöhnt ist) von toller Qualität und unterstützen die Übersicht und Verständlichkeit. Leider fliegt dieses ganze Material lose im Karton hin und her. Hier hat man diesmal (Kosmos-untypisch) auf ein Tiefziehteil verzichtet. Schade.
Wer ein einfaches Aufbauspiel mit einem frischen Kniff sucht, der ist bei Tumult Royal sehr gut aufgehoben.
Autor: Benjamin & Klaus Teuber
Verlag: Kosmos, 2015
Spielerzahl: 2-4 Familienspieler
Links: Kosmos / Luding / BoardGameGeek
Darf man die Warenplättchen beim sammeln ansehen, oder muss man die verdeckt sammeln und hoffen, dass man die richtigen / genügend erwischt?
Und wie lang läuft die Sanduhr dabei etwa?
Hallo,
man nimmt sich ein Plättchen und schaut es sich an. Wenn man es behalten will, dann legt man es vor sich (offen) ab. Die Sanduhr läuft ca. 20 Sekunden. Man kann aber zu der Kosmos Erklärapp greifen, denn da kann man die „Grapsch-Zeit“ noch ein wenig anpassen.