Es gibt Spiele da macht es sehr viel Spaß einen Verriss zu schreiben. Da wurde soviel falsch gemacht, das es jedem Spieler weh tut, der mehr als nur Monopoly in seinem Leben gespielt hat. Und dann gibt es Spiele, da mag man keinen Verriss schreiben wollen. Denn eigentlich ist alles da: Ein super Autor, ein solider Verlag, klasse Material und sogar ein einfach zu merkender Name. Ich mochte Ralph und seine Spiele schon länger. Er hat ein paar tolle Spiele mit Stefan Dorra gemacht, der für mich seit Linie 1 (inzwischen also 20 Jahre) zu den persönlichen Lieblingen gehört gehört. Und seitdem ich Ralph persönlich kennenlernen konnte, mag ich ihn noch viel mehr. Ich mag seine Vines und seine Videos die er für seine Spiele macht, selbst wenn die nichts mit seinen Spielen zu tun haben. Stichling gefällt mir leider nicht.

Dabei ist die Idee schon richtig faszinierend. Wir spielen halt nicht nur einem Stich alleine, sondern können bis zu vier Stiche zur selben Zeit auf dem Tisch haben. Der Spieler kann sofern weniger als 4 auslegen, statt einen Stich zu bedienen, auch einen neuen Stich aufmachen. Das eröffnet Ideen wie die Spieler andere Farben abdrücken um entsprechend nicht bedienen zu können, das erlaubt neue Denkmuster und macht das Spiel sehr originell. Denn am Ende geht es nicht einfach um die meisten Stiche, sondern einzig darum die richtige Menge gemacht zu haben. Und im Gegensatz zu Wizzard oder Skull King, wo die Spieler Ansagen machen müssen, gibt es hier drei Karten die die Spieler vor sich auslegen.

Diese Karten haben in der ersten Runde den Wert 1, 2 und 3, welches die Wertungspunkte für diese Runde sind. Diese legen sie verdeckt in einer Reihenfolge ihrer Wahl ab. Das ist auch schon eine gewisse Art der geheimen Ansage, denn wenn der erste Stich eingesammelt wird, wird die erste aufgedeckt. wird der zweite Stich eingesammelt, wird die erste wieder zugedeckt und die zweite aufgedeckt. Wenn also an der ersten Stelle die 3 lag, werden es weniger Punkte. Der Spieler würde also nun versuchen zwei weitere Stiche einzusammeln, denn wenn die dritte zugedeckt wird, wird die erste wieder aufgedeckt. Nur wer nie einen Stich macht geht komplett ohne Punkte aus.

Das klingt spannend und reizt sehr. Dummerweise fällt die Spannung beim Spielen dann schnell ab. Und das liegt nicht daran, dass es spannender klingt als es ist, sondern einzig an der Kontrolle, die die Spieler hier über die Stiche haben. Wenn ich sehe ein Spieler hat seine höchste Zahl erreicht, will ich ihm noch einen Stich reindrücken, damit er nicht das maximale aus der Runde rausholt. Wenn ich sehe ein weiterer Stich würde ihn auf das maximum bringen versage ich dem Spieler diesen Stich gezielt. Und das geht am einfachsten mit dem Spieler der die Runde begonnen hat. Die Möglichkeit nicht zu bedienen gibt hier die Kontrolle an die Mitspieler. In jeder unserer Runden, wurde dies für den Startspieler unmöglich mit der maximalen Anzahl heimzufahren. Die einzig sichere Vorgehensweise scheint zu sein, möglichst lange keine Stiche zu bekommen, ohne leer auszugehen, denn auch das kann passieren.

Das war dann jedoch wieder zu anstrengend für ein einfaches spannendes Stichspiel. So richtig wollte der Funke nicht überspringen. Auf der einen Seite wollen wir Glück haben und die Ungewissheit ob die Hand richtig eingeschätzt wird, auf der anderen Seite wollen wir das Gefühl haben unsere Mitspieler ausgespielt zu haben und besser zu sein. Was wir nicht wollen ist zu wissen wer am Tisch gewinnt, weil er nie anfangen musste. Und so stehe ich da und finde die Idee eigentlich super, aber denke mir, das irgendeine Regel scheinbar nicht funktioniert, denn das dürfte nicht passieren.

Daumen Runter

Autor: Ralf zur Linde
Illustrator: Charlotte Wagner
Verlag: Ravensburger, 2015
Vertrieb: Ravensburger
Spielerzahl: 3-6 Familienspieler
Links: Ravensburger / Luding / BoardGameGeek