Der Unterschied ist da. Nach dem Presse-Event von Pegasus letzte Woche, war ich diese Woche bei dem von Kosmos. Und das war eine ganz andere Erfahrung. Hier wird auch deutlich, das Kosmos ein älterer und gesetzterer Verlag ist, der dennoch jung genug ist, das mir der Chef das Du automatisch anbietet. Die Umgebung mitten in der Einöde südlich von Frankfurt, (in der Nähe von Groß-Zimmern, was – wie jeder weiß – in der Nähe von Groß-Umstadt liegt. Oder auch keiner weiß. Ist halt ein Insider) war ein sehr schönes Hotel mit sehr guter Verpflegung und vielen schönen mit Spielen gefüllten Tischen. Ich war auch vor allem deswegen froh, weil es draußen regnete. Keine Ahnung was Pegasus gemacht hätte wenn es regnet, trotz des Zeltes. Auch waren die Autoren der drei großen Highlights eingeladen und durften was zu ihrem Spiel erzählen oder gar die Regeln erklären.

In diesem Umfeld durften wir einmal alle neuen Spiele kennenlernen, welche auch zum großen Teil noch beim Drucker liegen und nicht schon fertig sind. Warum sollte es Kosmos besser gehen als den anderen die auch alle über die viel zu frühe Spiel in Essen dieses Jahre vor sich hin fluchen. Da das Programm deutlich kleiner ist, war ich sogar in der Lage alles davon zu spielen. Oder fast alles. 2 Spiele blieben außen vor. Ich werde jedoch wieder nicht alle Spiele vorstellen, sondern mich auf ein kleines und ein großes Spiel beschränken. Wer einen Blick auf die anderen Spiele werfen will, dem sei ein Blick auf den Stand von Kosmos in Essen empfohlen, oder auf die zahlreichen Kollegen die auch vor Ort waren und darüber berichten. Das heißt soviel waren es leider gar nicht. Aber der Martin hat schon was ausführlich geschrieben (SpielErLeben) und auch die Kathrin (Das-SpielEn.de). Bedenkt, das dies nur Eindrücke nach nur einer Partie sind.

Kleines Spiel: Das Andor 2er Spiel – Chada und Thorn

Ich liebe kooperative Spiele, aber Andor hat bei mir nicht gezündet. Die Gründe habe ich alle schon ausführlich erläutert, aber eigentlich ist das egal, denn da draußen sind echt viele, die das Spiel lieben. Das ist gut für den Autor und gut für den Verlag und ich gönne es ihnen. Vor allem sind erfolgreiche Marken wichtig für eine Stabilität im Markt. Also ist das gut für alle. Und ich muss ja nicht alles mögen. Aber das 2er-Spiel ist nicht von Michael Menzel. Nein, es ist von Gerhard Hecht. Dieser hat hier einen zentralen Mechanismus von einem seiner anderen Spiele recycled. Den Kartenstapel von Kashgar. Ich denke ich habe auch keinen Hehl daraus gemacht, ich auch Kashgar nicht mochte. Es hatte für mich zuviel Lücken und Fehldesign-Entscheidungen. Das zu kombinieren klingt also eigentlich nicht nach einem Spiel für mich.

Aber weit gefehlt. Der Mechanismus funktioniert hier. Er funktioniert sogar richtig gut. Die Spieler müssen zusammenarbeiten und ihre Aktionen gut absprechen. Den Blick auf seine Kartenauslage und auch auf die des Mitspielers sind unerlässlich und die Vielfältigen Optionen wollen abgestimmt werden. Es gibt keine Karten die eine Einfach-Kombi ermöglichen und der Kampf mit der eigenen Auslage will gut geplant sein. Vier Szenarien sind enthalten und jedes davon hat eine Varianz da immer nur ein Teil der Wegstrecken benötigt werden. zu wissen, wann ich Bösewichte bekämpfe und wann ich sie gewähren lasse zusammen mit dem Zwang vorausplanend einzuschätzen wann der Fluch laufen darf und wann ich den Kämpfer vorne in meiner Reihe haben muss, geben einem ordentlich was zum nachdenken. Ich bin mir sicher, dass ich mit meiner Frau einige schöne Abende mit diesem Spiel verbringen werde. Und es wirkt auch gut erweiterbar, falls es auch abgeht wie das Brettspiel, sollten weitere Szenarien das kleinste Problem sein.

Meine Empfehlung: Ein sicherer Kandidat für mein Koop-Regal.

Großes Spiel: Tumult Royal

Klaus Teuber hatte also letztes Jahr gesagt, er macht kein Spiel mehr. Den halben Satz hat er im Raum gelassen und dieses Jahr vervollständigt. Er macht kein Spiel mehr alleine. Mit seinem Sohn Benjamin hat er jetzt ein Spiel rausgebracht und dabei sehr darauf geachtet, dass es nicht wie Catan daherkommt. Und was rausgekommen ist, ist wahrlich kein Catan. Aber Spaß macht es. Die Spieler in Form von Adligen müssen über 6 bis 10 Runden möglichst schnell ihre 25 Statuen aufbauen. Sie stellen dabei überall was auf, selbst wenn das vermutlich niemand sieht. Nicht nur in Dörfern und auf Schlössern, sondern auch im Wald, auf der Wiese und im Gebirge. Also da wo Menschen beim Wandern daran erinnert werden sollen, wen sie mögen oder hassen. Den Titel wechseln die Spieler schneller als man es glauben mag. Grade noch König und nun schon wieder nur Graf.

Dabei ist ein Mechanismus zentral und richtig gut. Wir greifen gleichzeitig  Plättchen mit einer Hand aus der Mitte. Entweder auf unsere Burg oder zurück in die Mitte. Nach 20 Sekunden sind wir damit durch. nun wird alles aufgedeckt und das Volk verlangt von allen drei Rohstoffen – Brot, Marmor und Werkzeugen genug zu bekommen. Wurde nicht genug übergelassen nimmt das Volk sich das Recht raus, es dem Adligen wegzunehmen, der das meiste davon gerafft hat. Er verliert auch unterstützer, welche wichtig sind um wieder König zu werden. Bei Gleichstand richtet sich der Zorn aber immer gegen den Ranghöheren Adligen. Da kann es gut sein, nicht der König zu sein. Nachdem das Volk zufrieden ist, darf das Material ausgegeben werden. Das Zufällige entfernen von 3 Plättchen pro Spieler führt dabei manchmal zu einer zusätzlichen zufälligen Verknappung, was dem Spiel eine schöne Dramatik verleiht.

Das alles sorgt für viel Tumult am Tisch. Und das macht Spaß. Nach 30 bis 45 Minuten ist das Vorbei und eigentlich könnte gleich noch ein Spiel gespielt werden.  Schneller geht es, falls ein Spieler zu gut ist, denn wenn der Vorsprung zu hoch ist, wird das Spiel vorzeitig abgebrochen, die Spieler wissen eh wer gewinnt. Eine schöne Mechanik um ein sinnloses Spielen und demütigen der Mitspieler abzukürzen.Und bei Spannenden Runden, kann es bis zum Ende der 10ten Runde dauern, um den Gewinner zu ermitteln, was aber immer noch schnell geht. Das Thema wird für super transportiert, wenn wir mehr mit dem Volk und seinen Unruhegelüsten beschäftigt sind, als mit dem Eitel unserer Seele.

Meine Empfehlung: Ein tolles Familienspiel.

Das Catan-Big Game

Was ich noch erwähnen sollte ist das große Catan-Event in Essen. Kosmos hatte auch ein paar Tische aufgebaut und gezeigt wie das Event funktionieren wird. Bis zur Erklärung konnte ich mir auch nicht recht vorstellen, wie so viele Leute auf einmal spielen sollen. Aber an sich ist das gut geregelt. Den die Hälfte aller Spieler ist gleichzeitig dran und agiert entsprechend simultan. Und damit nicht zu viel Langeweile aufkommt, muss das innerhalb einer Minute gemacht werden. Denn dann ist die Runde vorbei und die andere Hälfte der Spieler ist dran. Auch spannend ist das Auswürfeln der Rohstoffe. Ein Moderator tut dies für alle Spieler gleichzeitig. Ein Würfelwurf entscheidet für 1000 Spieler, wer eine Rohstoffkarte bekommt.

Das bedeutet aber auch, das das Spiel vergleichsweise schnell vorbei ist. Geplant ist das ganze Turnier in einer Stunde. Und dann, darf jeder seinen Teil mitnehmen. Neue Rohstoffkarten, die schön Groß sind. Neue Plastiksiedlungen und all das andere Zeug, in neuen Farben wie Gelb, Grau, Lila oder Rosa und einen Stapel an Sonderkarten. Wer also noch Zeit hat und Teil des Weltrekordversuchs sein möchte, sollte einfach am Samstag der spiel in Essen in Halle 4 gehen und dort mitspielen. Und wer sich vorher anmeldet garantiert auch seinen Platz und zahlt auch weniger für die Teilnahme. Wäre doch gelacht, wenn die 1000 nicht möglich wären, oder? Alle weiteren Infos gibt es auf der offiziellen Catan-Seite

Erwähnen könnte ich jetzt noch die vielen anderen Spiele wie Steam Time, und die Lesung aus dem Andor Buch oder die Star Wars-Kostüme der Mitarbeiter, aber da ich schon mehr Worte verloren habe als letzte Woche, würde ich eher sagen, freut euch auf die Spiel in Essen.