Manche Wortwitze sind sehr spracheigen. Einer der Gründe warum es einen großen Stamm von Menschen gibt, die sich weigern synchronisierte Filme und Serie zu sehen. Die Übersetzung wäre so schlecht. Zum Teil wissen sie gar nicht wie gut diese ist, denn Übersetzung ist harte Arbeit. Und nicht nur das manche Witze sich nicht übersetzen lassen, dann müssen halt andere Witze her. Oft wird nur über die ungewöhnlichen Stimmen gemeckert. Aber es gibt da draußen so viele Menschen die nicht jedem Slang verstehen und nicht jeder Wortwitz ist jedem Geläufig.
Aber witzig finde ich, wenn ich sehe wie in Amerikanischen Filmen Deutsch verwendet wird. Da werden Google-Übersetzungen verwendet, oder Leute die seit Generationen in Amerika leben und ein anderes Deutsch sprechen als wir in Deutschland. Ein Blick auf das Bild in diesem Artikel zeigt das sich da aber auch keiner traut jemanden zu fragen, der dafür zuständig wär. Bei Pi mal Pflaumen haben wir einen Wortwitz im Namen, der auch schwer bis unmöglich übersetzbar ist. Klar könnte Pi mal Daumen als Rule of Thumb übersetzt werden und mit den Pflaumen, dann zum Rule of Plum werden, aber die Pi-Karten würde es nicht erklären. Dabei sind die Pi-Karten eine eigentlich geniale Lösung. Es zeigt, das man auf Witze nicht verzichten sollte, nur weil sie nicht übersetzbar sind. Und auch nicht auf Übersetzungen.
Von vielen ist dies als Stichspiel kategorisiert worden. Da aber eigentlich gar kein Stich gewonnen oder gezählt wird, ist es eher ein skurriler Daift-Mechanismus (Davon gibt es ja so etliche viele mehr als nur den von 7 Wonders, vielleicht sollte ich mal dazu einen Artikel machen). Die Spieler draften darum zu einem bestimmten Zeitpunkt aus der Auslage wählen zu können indem sie gleichzeitig diese Auslage erstellen. Dafür haben sie die Karten die sie zu Beginn der Runde auf die Hand erhalten zur Auswahl. Jede Karte hat eine eindeutige Zahl, eine schöne Frucht und einige noch eine Sonderaktion. Dabei ist es gefühlt gut direkt vor dem ersten einer Runde zu sitzen um als letzter zu legen, wie in Stichspielen. Aber so entscheidend ist es dann ja aus Erfahrung doch nichts, sondern eher was die Hand einem bietet. Das ist aber natürlich mit einer immer kleiner werdenden Auswahl nicht so einfach.
Theoretisch hat also jeder jede Runde eine Karte, die er bekommt, plus dem letzten, der ja nicht wirklich noch wählen konnte, der eine Pflaume on top erhält. Das ist auch ein ansehnlicher Bonus. Aber spannender ist es natürlich die anderen Aktionen abzugreifen. Eine Aktion läßt Karten bei Mitspielern klauen. Das ist so ein No-Deal Ding für meine Frau. Auch wenn das Spiel funktioniert fühlt sich das so falsch an. Das sollte man also mögen, oder dafür sorgen alle Karten abzubekommen, die einem den Hund geben, denn der schützt einen vor Diebstahl. Das kann einen dann aber erst recht den Sieg kosten, denn eigentlich sind die spannendsten Karten die Siegpunktkarten und nicht der Hund. Manche Früchte haben als Sonderaktion das Sammeln von Karten zu einem Siegpunktkorb. Die gleich zu erfüllen klingt sehr gut, denn das nimmt den anderen die Chance solch eine Karte einem noch zu klauen. Und ohne Siegpunkt wird ein gewinnen unmöglich.
Die Spieler wollen bestimmte Karten auf jeden Fall durchbekommen, oder eine Siegpunktkarte von der Hand vorbereiten. Zum Teil weiß man ja auch, welche Kombinationen noch drin sind und versucht entsprechend diese so vorzubereiten, das die anderen einem die Karte dann zuspielen müssen. Die können das aber wiederum auf der Hinterhand behalten oder mit ein paar Pi-Karten den Traum zerstören. Das ist auch eine Sonderaktion sich 3 Pi-Karten zu nehmen. Diese können beim Ausspielen verwendet werden um den Wert der eigenen Karten um den kramen Wert nach oben zu treiben. Da Pi nicht glatt ist, und ansonsten jede Zahl pro Runde nur einmal vorhanden ist, bleibt eine eindeutige Reihenfolge. Sehr elegant gelöst. Auf diese Weise ist man früher dran als man es eigentlich wäre. Dummerweise muss man schon beim Spielen abschätzen, ob sich das lohnt diese zu spielen. Als Erstes ist das oft nicht nötig, so das es später mehr Sinn macht, aber dann könnten die anderen auch schon welche haben. Auf der anderen Seite müsste man alle Karten mitzählen, was dem Spiel einiges an Leichtigkeit nimmt.
Das Gefühl bei diesem Spiel taumelt zwischen Begeisterung und Ärger. Die Freude etwas zu schaffen, die Chance den Spielzug des anderen richtig eingeschätzt zu haben und diesen durchbrochen zu haben, die richtigen Früchte erwischt zu haben um wertvolle Körbe zu erfüllen stehen auf der einen Seite und auf der anderen bleibt der Frust mit den sechs Handkarten das dämlichste Viertel erwischt zu haben. Sich darüber zu ärgern wieder zur falschen Karte gegriffen zu haben, und den anderen mehr Optionen eröffnet zu haben, als man selber zurückbekommt und den Frust genau die Karte geklaut zu bekommen, die den Auftrag unerfüllbar macht nur um in der nächsten Runde auch noch den Korb zu verlieren.
Pi mal Pflaumen macht einiges richtig, was die grafische Gestaltung betrifft, die hervorragend ist und trotz ihres filigranen Eindrucks einfach zu erkennen ist, bis zu den leicht einprägsamen Regeln. Aber hinterlässt auch Fragezeichen, wenn es darum geht, wer Zielgruppe dieses Spiels ist. Ein Blick auf den Preis von unter 10 Euro macht aber deutlich, das es hier um ein einfaches Kartenspiel geht, welches als Mitnehmspiel seinen Zweck gut erfüllt und schnell gespielt ist, ohne viel aufbauen zu müssen. Dafür sind spannende Kniffe drin. Schnell erklärt und schnell gespielt kann ja noch eine Runde hinterhergeschoben werden. Wer sich nicht von dem Klaumechanismus ärgern lässt, oder damit besser umgehen kann, wird hier sehr gut bedient.
Autor: Matthias Cramer
Illustrator: Dennis Lohausen
Verlag: Pegasus Spiele, 2015
Redaktion: Klaus Ottmaier
Spielerzahl: 3-5 Familienspieler
Links: Pegasus Spiele / Luding / BoardGameGeek
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