Friedemann Friese hat sich mal im Rahmen seines Freitagsprojekt überlegt, wie ein Spiel aussehen könnte, wenn er sich die Mechaniken der Top Spiele der BGG-Wertung nimmt und zu einem neuen Spiel kombiniert. Rausgekommen ist Fremde Federn. Ich mag das Spiel, aber wenn ich es mit seinen Elementen vergleiche ist es nur ein gutes Spiel.

Es geht aber auch anders. Denn manchmal kann ein Spiel auch mindestens genauso gut sein wie die Teile seiner Summe. Vielleicht sogar besser. Bei La Granja haben wir Karten, wie aus Ruhm für Rom, einen Markt der agiert, wie der Tempel von Luna, sogar das Thema von Agricola und wir haben eine Würfelmechanismus, der, ja der ist sogar doch anders. Was hier das Autorenduo zusammengedrechselt hat, kann sich sehen lassen. Die Verwandtschaft wird auch zugegeben, aber verbunden mit der Liebe zu diesen Spielen.

Die Spieler müssen einen Hof in Spanien bewirtschaften. Sie hantieren mit Oliven, Korn, Wein und Schweinen. Sie verarbeiten diese Sachen auch und bringen alles zum Markt. Zum Teil wird das bei Händlern abgegeben, zum Teil wird ein eigener Markt-Stand gefüllt. Helfen tun Karten, welche sowohl als Felder, als auch als Hofausbau, als auch als Marktkarren, als auch als individueller Helfer fungieren können. Und gerade diese Helfer haben es in sich.

Da können auf der Starthand schon spannende Kombinationen auftauchen, welche die Strategie gut formen, da kann aber auch ein paar Runden gewartet werden und in der Zwischenzeit in Ruhe der ein oder andere Marktkarren gefüllt werden. Die Balance zwischen dem Wert der Karten an jeder Postion will über einige Partien gelernt werden. Will ich für meine Strategie einen Händler früh zu beliefern und dafür mehr von dessen Vorteil zu haben oder eher später und dafür mehr Siegpunkte einzuheimsen? Auch die Auswahl an Dächern die jede Runde schwächer werden, aber je mehr man hat, mit desto mehr Siegpunkten wird man belohnt. Und da ich eh eine Runde aussetzen darf, wann wäre der richtige Zeitpunkt dafür.

La Granja wirkt wie ein Schwergewicht ist in Wahrheit aber eigentlich noch ein gutes Kennerspiel. Die Regeln sind schnell verstanden und noch schneller ins Blut übergegangen. Die Übersichten sind vorbildlich und die gesamte Bildersprache funktioniert traumhaft. Ich kann mich sehr schnell darauf stürzen das Speil zu spielen, statt mich mit den Regeln anzufreunden. So schnell sind sie im Blut. Will ich schnell viele kleine Marktkarren füllen oder lieber wenige große und damit andere verjagen. Der Nachschub an Warenkisten muss immer im Auge behalten werden und im Notfall hilft es auch im richtigen Moment mal nicht erster zu sein, sondern letzter, damit einen keiner mehr vertreiben kann.

Die Faszination dieses Spiels ist schwer in Worte zu fassen. Irgendwie fühlt sich alles richtig an, ohne das es zu einem Punktsalat verfällt. So viele Sachen geben ja gar nicht Punkte, zumindest nicht als eigentliches Ziel, sondern immer nur als Dreingabe. Die Aktionen selber wirken schon befriedigend. Und wenn das Spiel vorbei ist, will man es eigentlich nochmal spielen. Das Gefühl das nächste mal es besser zu machen zusammen mit dem Gefühl die Kombinationen der Helfer zu testen macht neugierig. Die einfachen Regeln, welche einen einfach das Spiel genießen lassen tun ihr übriges. Ein seltenes Kleinod, welches zum Glück schon nach einem Jahr schon neu aufgelegt wurde, denn die Erstauflage war für so ein gutes Spiel viel zu klein. Unbedingt zugreifen.

Daumen Hoch 1Daumen Hoch 2

Autor: Andreas Odendahl, Michael Keller
Illustratorin: Harald Lieske
Verlag: Spielworxx 2014, PD-Verlag 2015
Spielerzahl: 2-4 Kennerspieler
Links: PD-Verlag / Luding / BoardGameGeek