Ein Spiel das in letzter Zeit besonders häufig auf den Tisch kam ist Codenames. Es geht schnell und eignet sich sowohl für ganze Abende, als auch wunderbar als Absacker. Mit Wörtern hantieren macht auch Neulingen Spaß, wenn auch nicht jeder dann den verdrehten Gehirnwindungen von mir folgen kann. Dabei müssen die Leute mit Worten spielen und um die Ecke denken. bei den Spielern sollen Assoziationen geweckt werden, die ihnen helfen auf das richtige zu tippen. Und dann gibt es noch die unüblichen Verdächtigen. Es spielt sich schnell und es müssen bei den Spielern Assoziationen geweckt werden, die ihnen helfen auf das richtige zu tippen. Oder etwa nicht?

Es liegen 12 Gesichter in der Mitte aus, und einer ist Schuldig. Woran er Schuld hat, etwa ein Bankraub, eine gefälschte Wahl, einem nicht fallenden Dominostein oder Stuttgart 21 steht dabei gar nicht zur Diskussion. Es ist einfach egal. Es geht nur darum, das ein Spieler weiß wer der schuldige ist und dies aber nicht einfach mitteilen darf. Er deckt eine Karte auf auf der eine Eigenschaft geschrieben steht. Verbringt er/sie viel Zeit im Bad? Mag er/sie moderne Kunst? Glaubt er/sie an die Wiedergeburt? Er entscheidet, ob diese auf den Schuldigen zutrifft oder nicht und die Mitspieler müssen darauf basierend unschuldige anschließen. Treffen sie den Schuldigen so haben sie verloren. Haben sie alle Unschuldigen erkannt haben sie gewonnen und es geht darum das möglichst schnell zu machen.

All der Wortwitz und die Gewaltigkeit die Codenames ausmacht fehlt diesem Spiel. Es bedient sich Cliches. Das muss erstmal nichts schlechtes sein, aber es gibt nichts woran wir das festmachen können. Wenn der Wissende sagt, die Person mag Sci-Fi-Filme und alle denken, nö, dann ist das halt so. Die Form wie diese Zuteilung stattfindet ist dabei durchsetzt von Stereotypen. Auf der einen Seite macht es den Zugang zu diesem Spiel viel einfacher, auf der anderen Seite kleidet es aber jedes Gesicht in zwei Gruppen. Klar fährt der Auto. Was, die soll Tiere mögen? Wer mit der Frisur Klassik hört macht was falsch.

Das Spiel kann zu zwei offensichtlichen Konstellationen führen. Die Gruppe, die anfängt über Cliches zu diskutieren und diese zu hinterfragen und die, die sich bestätigt fühlt und schon immer wusste das es so ist. Im ersteren Fall ist das Speil eher ein Lehrspiel, welches aber nichts hat woran es das festmachen kann. In der Schule eingesetzt könnte da an Vorurteilen gearbeitet werden. Aber über mehr als eine Schulstunde trägt es dabei nicht. Im anderen Fall ist es erbärmlich und würde genau das Gegenteil erreichen. Vorurteilen wollen bedient werden und außer einem Gefühl kann man es doch nicht festmachen. Ein Umstand in unserer Gesellschaft der eh schon zu oft bedient wird.

Wir haben es Achselzuckend hingenommen wie die Einteilung stattfand. In einem Spiel war nach drei Runden der Schuldige ohne große Probleme gefunden und im nächsten nach vier Runden der Schuldige laufen gelassen. Stimmung kam dabei nicht auf, und nur die fragenden Blicke, ob wir wirklich noch eine Runde spielen müssen sind mir im Gedächtnis geblieben. Auch eine andere Gruppe hat nach der dritten Auslage einfach einen Griff ins Regal gewagt und das Spiel aktiv abgeschossen, bevor es noch weitergehen kann. Schade. Vielleicht waren meine Hoffnungen zu hoch auf Grund des Namens und des Autors.

Daumen Runter

Autor: Paolo Mori
Illustrator: Alessandro Costa
Verlag: Cranio Creations, 2015
Vertrieb: Heidelberg Spieleverlag
Spielerzahl: 3-18 Familienspieler
Links: Heidelberger Spieleverlag / Luding / BoardGameGeek