Eine Weisheit in Deutschland: Western funktionieren hier nicht. Unabhängig von der Faszination die Cowboys auf Jungs vor 30 Jahren vielleicht ausgeübt haben, und heute noch an Kostümen auf einem Kinderkarneval zu sehen sind, sind heute Spiele mit solchen Themen eher schwere Kost für die meisten Leute. In Deutschland hat es einfach keine Faszination, auch nicht bei Erfolgen wie Django Unchained. Dabei habe ich gerade hier oft viel Spaß, denn auch im Wilden Westen gab es unter den Gesetzlosen Gesetze. Unabhängig davon, dass das Thema sich vielleicht austauschen lassen würde, wollen die Leute hier nicht, daher bitte ich die Leser hier tapfer zu sein und sich in das Spiel unabhängig vom Thema hineinzuversetzen. Und wem das Thema doch so wichtig ist, dem sei versichert, dass es gut umgesetzt ist und perfekt rüberkommt. Western hat halt meine Generation noch fasziniert.
Revolver kommt mit der Aussage daher, das es asymmetrisch ist. Als Fan von Netrunner ist das natürlich faszinierend und ein in meinen Augen viel zu unentwickeltes Gebiet. Für viele ist ja schon ein Spiel asymmetrisch wenn die Spieler verschiedene Startbögen besitzen wie bei Nations oder Colt Express. Für mich ist aber auch wichtig, dass für jede Seiten unterschiedlich Regeln gelten und unterschiedliches Material zur Verfügung steht. Den Umstand haben wir hier sicher, auch wenn in einem deutlich kleineren Teil als bei Netrunner. Ein Spieler spielt eine Gang von Ganoven die eine Bank überfallen haben und nun versuchen zu entkommen. Dabei müssen sie durch verschiedene Gelände durchlaufen um zu einer Eisenbahn zu kommen, mit der sie flüchten können oder die Grenze zu Mexiko öffnen. Der andere Spieler ist dabei der Sheriff mit seinen ganzen Deputies und Kopfgeldjägern, der versucht die Bande zu dezimieren und den Bösewicht zur gerechten Strafe, nach Western-Art durch Schuss oder Erhängen, zukommen zu lassen, bevor dieser sich nach Mexiko absetzt oder gar in den Zug steigt, welcher uneinholbar ist.
Das Spiel ist dabei sehr einfach gehalten. Der Bandit zieht und spielt Karten, dann folgt der Sheriff und zieht und spielt Karten. Falls der Sheriff mindestens einen von der Bande erwischt hat, ist alles gut, sonst wird die Grenze nach Mexiko brüchiger. Spannend ist das es kein Handkartenlimit gibt. Das Spielen der Karten ist also komplett freiwillig und kann in jedem Umfang erfolgen, den die Spieler aufbringen können und kann auch mal ausgelassen werden. Aber wenn gespielt wird, dann gibt es genug Optionen. An jedem Ort werden Karten angelegt für eine zünftige Schießerei. Der Bandit bekommt dabei einen Geländebonus, darf aber höchstens 3 Karten anlegen. Der Sheriff kann beliebig viel Feuerkraft auffahren und sogar die Slots des Banditen mit unwegsamen Hindernissen pflastern.
Das Spiel bietet einiges an Optionen um die verschiedenen Bereiche zu nutzen. Während der Bandit versuchen kann schnell zum Zug zu kommen oder einfach mehr Feuerkraft zu haben um die Grenze zu öffnen, versucht der Sheriff jede Runde mehr als einen Ganoven zu erwischen und die Reise zu verlangsamen. Entschieden ist dabei Optionen des Gegners zu kennen und im Notfall auszunutzen. Wenn der Bandit merkt, der Sheriff spielt auf Zeit, dann muss er das Feld absichern mit dicken Wummen oder gleich dem ganzen Jackson-Clan. Und wenn der Sheriff merkt, der Ganove hat es eilig, dann muss er aus der Hinterhand direkt an die Banditen ran und diese zur Strecke bringen.
Ein bisschen Glück ist schon dabei, denn ganz einfach lassen sich nicht alle Karten gleich auf die Hand bringen, aber das Spiel bietet eine Menge Optionen und gerade die knappen Spiele die erst in der letzten Runde entschieden waren, sind die, die in Erinnerung bleiben. Revolver geht schnell und ist super einfach erklärt. In 20 Minuten gespielt und lädt sofort zur Revanche ein. Einzig die Verpackung ist für den Inhalt zu groß. Da hätte es auch eine 10 Euro Love Letter Schachtel getan. Wer sich aber vom Thema nicht abschrecken lässt, hat hier eine sehr stimmungsvolle Schießerei, welche richtig Spaß macht.
Über die Grafik werde ich hier nicht reden. Diese ist nur gut, solange man nicht zu genau hinsieht. Aber was schade ist, ist der Umstand, dass das Spiel in Deutschland wohl nicht so erfolgreich war, denn die ganzen fünf Erweiterungen sind leider nicht auf Deutsch erschienen. Und werden es wohl auch nicht mehr.
Autor: Mark Chaplin
Illustrator: Xavier Carrascosa, Chechu Nieto
Verlag: Pegasus Spiele, 2013
Vertrieb: Pegasus Spiele
Spielerzahl: 2 Familienspieler
Links: Pegasus Spiele / Luding / BoardGameGeek
Hallo Matthias,
vielen Dank für deinen Bericht! Ich freue mich, dass dir Revolver gefällt!
Ich muss dir aber widersprechen, was die Schachtelgröße betrifft. Richtig ist, dass das Material vom Platz her in eine kleinere Schachtel passt. Falsch ist, dass man dies in die 10-Euro Love Letter Schachtel hätte tun können. Wenn du die Karten in Revolver mal durchzählst, solltest du das auch feststellen können. Dazu kommen noch ein Stanztableau und Holzsteine. Dies lässt sich vor allem vom Preis her niemals so produzieren, dass man es für 10 Euro verkaufen könnte.
Wir hatten damals probiert, es für 15 Euro in die Schachtel zu stecken, in der es von Pegasus zum Beispiel Hook gibt. Aber auch hier war der Produktionspreis immer noch zu hoch, wir hätten es nicht für 15 Euro machen können. Der Ladenpreis war nicht niedriger als für 20 Euro umsetzbar. Für 20 Euro kauft aber kaum jemand eine so kleine Schachtel wie die Hookschachtel. Der Ladenpreis muss fast immer in einem vernünftigen Verhältnis zur Schachtelgröße stehen. Das sind Gesetze des Handels, die sich niemand ausgedacht hat, sondern die einfach in der Praxis so entstanden sind. Denen kann man sich selten widersetzen. Deshalb ist die Schachtel so groß, wie sie ist.
Das stimmt leider, dass die Schachtelgröße den Preis bestimmt. Das Seehofer-Prinzip hatten wir schon einige Male in der Sendung genannt. Ich glaube aber, dass in einer 10 oder 15 Euro Schachtel, dem Spiel mehr Erfolge gegönnt gewesen wäre. zB hätte man die Stanzteile durch weitere Karten ersetzen können wie ihr das bei Guildhall gemacht hattet. Vielleicht hätte man sogar das Holz an der Stelle mit Karten ersetzen können, oder statt Holz weitere Plättchen auf das Standtableau mit drauf. Wobei ich mir sicher bin, das ihr solche Überlegungen bestimmt auch hattet.
Wobei ich da natürlich auch völlig falsch liegen kann und es bei dem Thema auch egal hätte sein können. Das Spiel selber bleibt natürlich gut.
Mir und dem Jackson-Clan war es eine Ehre 🙂
Gerade weil die ersten Partien so knapp waren, bin ich von dem Spiel so gefangen. Vor allem weil man einfach denkt, hätte ich nur diese eine Karte anders gespielt. Ok nochmal auf Anfang! Wirklich ein schönes Spiel, vor allem für Personen, die nicht gleich den ganzen Doomtownumfang erwerben möchten.
Matthias,
ohne Holz ging es nicht wegen des Rundenanzeigers. Der wäre als Pappteil sehr klein gewesen und hätte leicht verloren werden können. Zudem hätte man ihn weniger gut erkannt.
Es gab natürlich auch noch andere Gründe. Zum Beispiel hatten wir ja mit „Duell im Felsental“ gerade erst unsere neue 2er-Reihe gestartet und wollten schon gezielt Spiele im selben Schachtelformat veröffentlichen. Mit „Pagoda“ folgte ja dann auch noch ein drittes Spiel in dieser Schachtel.