In der elften Folge haben wir uns wieder Verstärkung mit ins Boot geholt. Neben den obligatorischen Spielevorstellungen, haben wir mit Spieleautor Ulrich Blum über das Thema „Autor als Marke“ geredet.
Vielen Dank an Ulrich Blum für seine Teilnahme.
Viel Spaß beim Hören!
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SHOWNOTES
- Vorgestellte Spiele
- Gib Gas! [00:01:57]
- Tash Kalar [00:07:52]
- Blueprints [00:12:56]
- AbluXXen [00:16:55]
- Hauptthema: Autor als Marke [00:23:42]
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Sehr spannender Podcast.
Spieleautor als Marke:
Finde ich gut und schlecht. 🙂 warum.
Finde ich gut: Ich finde der Spieleautor als Marke gut weil der Spieleautor weil der Spieleautor dadurch auch ins Gespräch kommt. Noch dazu finde ich den Ansatz von Hans im Glück super woe auf der Spielschachtel der Spieleautor vorgestellt wird. Auch das Interview mit U. Blum bei Eggertspiele (Grand Cru) fand ich super.
Super fände ich es auch wenn zum Beispiel auf der letzten Seite einer Regel (wenn da noch Platz ist) es eine Bilderreihe gibt die das Spiel vom Prototyp bis zum fertigen Spiel zeigt. Soetwas interessiert die Leute.
Ich sehe aber nicht nur die Verlage in der Pflicht. Auch der Spieleautor selbst muss was tun. Was meine ich damit. Eine super Aktion (ohne das ich dabei war) fand ich das Spielevorstellen mit einigen Autoren in Nürnberg im Taliah. Das ist natürlich super. Denn dort bekommt der Spieler dann auch mal den Autor zu Gesicht. Und ich glaube man kauft viel eher ein Spiel von einem Autor mit dem man was verbindet. Und man achtet dann auch mal da drauf wer überhaupt der Autor ist.Und da ist es egal ob das ein Autogramm ist oder gar das gemeinsame Spielen. (Was natürlich mega Deluxe ist). Aber so kommt man ins Gespräch.
Das eine ist das hinweisen auf Spiele die der Autor gemacht hat. Das andere ist der Autor selbst. Ich mein vor 3-4 Jahren habe ich Uwe Rosenberg mal bei einem Event gesehen. Dort hat er Gerade Ora et Labora getestet. Ich habe mich nicht getraut in anzusprechen bzw. mit ihm sein Spiel zu testen. Ich dachte „Ich hab viel zu wenig Erfahrung um wirklich kompetent dafür zu sein ein Spiel von Uwe Rosenberg zu testen“. Ab dem Moment als ich Uwe Rosenberg nur gesehen habe bin ich sozusagen ein kleiner Fan von ihm. Ich schau mir wirklich alle seine Spiele an, lese alle Interviews mit ihm. Mich interessiert einfach wer ist dieser Mensch dem ich da begegnet bin. Noch sympatischer wurde mir Uwe nur noch dadurch, dass es einen richtig richtig langen Artikel dazu gibt wie er Agricola erfunden hat und wie er zum Spieleautor wurde. Heute würde ich mit Uwe seinen Prototypen testen. Heute hingegen kämpfe ich damit ihm eine E-mail zu schreiben um ein paar Fragen loszuwerden. Und das nicht weil Uwe kein netter Kerl ist sondern weil man ich ihn so bewundere.
Bekannte Schauspieler werden sogar noch beim aufs Klo gehen fotografiert. Warum? Weil es Leute gibt die soetwas interessiert. Nicht umsonst gibt es sooooo viele Klatsch und Tratsch Blättchen. Die Leute interessieren sich also für den Menschen hinter einem Film/Buch. Klar das ist zum einen oder anderen dem Erfolg zu verdanken. ABER ich glaube die Menschen sind generell an Geschichten die das Leben spielt interessiert. Es gibt aber nur wenig über Spielautoren zu lesen.
Das liegt zu einen daran das nur wenige sich dafür interessieren. Aber wenn sich die Zeitung und das Fernsehen nicht für einen interessiert dann müssen die Spieleautoren eben auch mal selbst überlegen. Wie kann ich ins Gespräch kommen. Hier meine Gedanken:
– Homepage eines Spieleautors (Mit Werdegang und Anekdoten). Ich finde es komisch das es Autoren gibt die keine Homepage haben. Wenn ich was über diese Menschen herrausfinden will muss ich mich erstmal suchen. Die Hürde das zu machen ist aber schon ziemlich hoch. Es ist ja schonmal super das überhaupt jemand den Namen eines Autors bei Googel eingibt.
– PR Termine: Klar läd dich kein Museum und auch kein Laden ein Spieleautor ein. Meiner Ansicht nach liegt das aber weniger daran, das es für sie nicht super wäre, als daran, dass sie überhaupt nicht daran denken. Wenn der Spieleautor aber nicht Angefragt wird muss eben der Spieleautor anfragen.
Das ist doch eigentlich eine Win win Situation. Der Laden kann super die Spiele verkaufen. Weil der Kunde kauft natürlich am liebsten das Spiel das er kennt und gut findet und wen er gerade mit dem Autor gespielt hat ist das sicherlich nochmals mehr motivation genau das Spiel zu kaufen. Der Spieleautor hingegen verkauft ebenfalls Spiele und kommt ins Gespräch. Und wenn das Spiel dann daheim gespeilt wird, wird sicherlich erzählt. „Total cool das Spiel habe ich mit dem Spieleautor gespielt“. Man kommt also nochmals ins Gespräch.
Vorbildlich macht das meiner Ansicht nach Andreas Steiger. Wie der sein Spiel „Targi“ als Spieleautor supportet ist klasse. Ich mein ich habe seine Aktionen meist nur über Facebook mitbekommen. Da mal bei einem Händerl das Spiel erklärt, in Stuttgart in der Bibliothek, auf der Stuttgarter Spielwarenmesse……. . Und selbst wenn ich nicht da war wusste ich es weil er bei Facebook es ankündigte. Zeitweise dachte ich mir. Oh man langsam nervt der. Er und sein Spiel bleibt so aber im Gespräch. Und der Name Andreas Steiger ist mir ein Begriff obwohl der gerade mal ein Spiel herrausgebracht hat und ich dieses Spiel noch bis vor 3 Wochen nichtmal gespielt habe.
Kommunikation mit der Community:
Ich mein wirkliche Fans gibt es selbst bei Vielspielern nur wenige. Wenn der Spieleautor also zu einer Marke werden soll müssen Spieler eigentlich auch zu Fans werden.
Doch was ist ein Fan?
„Ein Fan ist ein Mensch, der längerfristig eine leidenschaftliche Beziehung zu einem für ihn externen, öffentlichen, entweder personalen, kollektiven, gegenständlichen, abstrakten oder sportlichen Fanobjekt hat und in die emotionale Beziehung zu diesem Objekt Ressourcen wie Zeit und/oder Geld investiert.“ (wikipedia)
Das Stichwort ist Beziehung. Ich lebe in einer Beziehung und in einer Beziehung interessieren mich Dinge. Sowohl Fachliche (Wie entwickelt Spielautor XX) als auch Persönliche (Wann hat Spieleautor XX seine besten Ideen). Fans brauchen Interviews, Konzerte/Messen wo man seinem „Star“ näher sein kann.
Jetzt geht das für Spieleautore nicht so einfach. Und ich glaube derzeit würde es auch nicht funktionieren. Aber warum nicht mal einen Gruppenchat (1 Stunde lang) machen wo sich U. Blum den Fragen seiner „Fans“ stellt.
Sehr schön fand ich das Interview mit Uwe Rosenberg und Stefan Feld auf der Spiel. Und super fand ich auch das die Spieler fragen stellen konnten. Das ist ein erster Schritt. Aber der Spieleautor könnte da noch mehr machen.
Die Frage ist will der Spieleautor das überhaupt? Als bekannter Schauspieler wird man nicht gefragt ob man das will oder nicht. Man kommt nicht drum rum.
Warum ich Spieleautor als Marke nicht gut fände:
Zum einen glaube ich könnte die Qualität der Spiele darunter leiden. Denn so entscheiden die Verlage bis dato meist auch stark nach der Qualität des Spiels. Wenn der Autor aber eine Marke ist könnte es sein das Spiele verlegt werden einfach nur weil es Autor XY ist.
Es könnte aber auch die Qualität der Spiele steigern. Denn wenn der Spieleautor eine Marke ist wird es besser möglich sein auch Hauptberuflicher Spieleautor zu sein. Dies wiederum könnte zu einer professionalisierung der Autorenszene sorgen, was sich auch auf die Qualität der Spiele auswirken kann.
Aus meiner derzeitigen, absolut subjketiven Perspektive, bin ich aber froh das es nicht allzuviele Autoren gibt, welche eine Marke darstellen. Denn dann wäre die Hürde (für mich als unveröffentlichter Autor) an einen Verlag ranzukommen noch höher. Sie ist auch jetzt schon für unveröffentlichte Autoren größer als für veröffentlichte/bekannte Autoren. Aber um ein vielfaches kleiiner als in anderen Brancen.
Innovation:
Finde ich gut. Auch der Ansatz mit dem Fragstellen – super! Das Spieleentwickeln als experiment zu sehen – super! Aber. Hier mein Beispiel.
Ich meine derzeit habe ich ein Prototyp der vielleicht innovativ ist, der das Geschichte erzählen nicht Revolutionieren wird. Der aber mit diesem Thema noch einmal anders umgeht. Gleichzeitig schätze ich die Chancen um dafür einen Verlag zu finden bei 5% ein. Lohnt sich meine begrenzte Zeit (neben Familie und Beruf) das fertig zu entwickeln. Ja und Nein. Ja – weil es mir nicht nur darum geht ein Spiel zu veröffentlichen. Sondern auch um den Weg im allgemeinen. Ja – weil 5% nicht 0% sind. Nein – weil es meist auch noch viel Zeitaufwendiger ist ein Innovatives Spiel zu designen als eins mit bekannten funktionierenden Elementen.
Innovation könnten auch die professionalisierung der Spieleautoren gefördert werden. Denn wenn Spieleautoren bekannt sind haben sie oft einfach gute Kontakte zu Verlagen. Es ist also kein Problem mal einfach eine Mail zu schreiben… die Idee zu skizieren und zu fragen. Könnte das vielleicht für euch interessant sein. Dann schreibt der Verlag zurück „Ja oder Nein und warum“. Dann weis ich gleich woran ich bin. Und kann mir überlegen will ich es dennoch tun oder lasse ich es.
Es könnte Spieleautoren die bekannter sind also leichter fallen innovative Spiele zu designen. Fällt es ihnen aber auch nicht. Denn wer davon lebt muss ja auch schauen das seine Spiele verlegt werden. Also macht man das was nachgefragt wird.
Innovationen kommen deshalb meist auch von Autoren die für ihre Idee einfach brennen. So sehr das es ihnen egal ist ob dieses Spiel nun einen Verlag findet oder nicht.
Und bei dieser Diskussion muss man natürlich auch überlegen was ist Innovativ? Klar ist Dominion innovativ gewesen. Aber Dominion hat einen Mechanismus erfunden der Innovativ ist. Der Rest des Spiels ist uns bekannte. Es gibt Effekte auf Karten und am Ende gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten. Dominion hat aber das Spielen an sich (also die Denkweise zu spielen) nicht revolutioniert. Ob das ein Ziel sein muss ist die andere Frage. Aus Spieler sicht würde ich sagen „Ja auf jeden Fall – gerne“ aus Spieleautorensicht würde ich sagen „Also wenn ich einen Trend wie Workerplacement oder Deckbuilding von meinem Spiel ausgehen würde, wäre ich mehr als stolz auf mich“. Ich glaube auch nicht das man sagen kann ich revolutioniere jetzt die Denkweise des Spielens. Denn davon abhängig ist zum einen mal ob es ein Verlag macht aber auch ob es dann bei den Spielern ankommt. Letzten Endes ist es doch so. Die Autoren mach das was die Verlage möchten. Die Verlage hingegen machen das was die Spieler gerne möchte. Und die Spieler bekommen das, was sie gerne spielen möchten. Ausprecher aus diesem System gibt es zum Glück immer.
Und vielleicht ermöglicht da Crowdfounding auch etwas.
Aber auch bei Crowdfounding lässt sich erkennen. Die große Masse der Spieler fördern nicht die Spiele mit Innovativem Spieldesign sondern die Spiele mit schönem Spielplan, Tonnen von Countern und Figuren. Und diesen Wunsch zu bedienen ist eben einfacher.
Hallo Manuel,
vielen Dank für Deinen seeeehr ausführlichen Kommentar. Es hat Spaß gemacht den zu lesen. Und wir denken auch, dass das Thema in seiner Gänze nicht erschöpft ist. Vielleicht kommen wir irgendwann da mal wieder drauf zurück.
Sorry für den vielen wirr warr in meinen Gedanken. Ich kanns verstehen wenn ihr mein Kommentar nicht bis zum Ende gelesen habt. Leider gab es auch kein Edit funktion um das ganze noch einmal zu verbessern. Das nächste mal muss ich wohl in Word mein Kommentar verfassen.
Super spannender Podcast. So gefällt mir das Format viel besser als die Top 10 in der letzten Folge. Hier hat man das Gefühl, dass wichtige Fragen um das Kulturgut Spiel aufgegriffen werden.
Den von Ulrich Blum angesprochenen Punkt des „Fragen Stellens“ finde ich sehr bedenkenswert. Da mache ich mir nochmal Gedanken drum und melde mich später.
Hallo Zottelmonster,
wir wollen Vielfalt schaffen und nicht immer das gleiche senden. Daher versuchen wir immer andeere Themen und herangehensweisen zu testen.
Wir denken aber auch, dass manche Leute Top10 Listen auch sehr spannend finden und vielleicht das ein oder andere Spiel dadurch neu kennenlernen.
Aber ich kann Dir ja auch schon verraten, dass wir weitere interessante Gäste in der Pipeline haben. Sei gespannt!
Ich bin auf diesen Podcast gestoßen und höre jetzt so nach und nach die alten Folgen durch. Dabei bin ich auch auf diese interessante Folge gestoßen.
In herkömmlichen Leitfäden für Spieleautoren wird meistens von drei Elementen gesprochen, mit denen man anfangen kann, ein Spiel zu entwickeln: Mechanismus, Thema und Material.
Beim Ulrich klang es aber durch, dass es noch ein viertes Element gibt, mit dem man anfangen kann: Diese Frage, die sich ein Autor stellen kann. Z.B. wie kann man mit dem Spiel eine Geschichte erzählen oder wie man ein Spiel schaffen kann, in dem sich die Spieler alle mistrauen. Dazu kann man einen passenden Mechanismus, ein passendes Thema und Material finden. Also ist diese Frage etwas eigenständiges.
Wenn das Spiel fertig erschaffen ist, ist diese Frage allerdings ziemlich unsichtbar. Es ist nicht zwangsläufig ersichtlich, dass das Spiel so entstanden ist. Deswegen ist dieses vierte Element wahrscheinlich landläufig nicht so bekannt.
Wenn diesen Kommentar noch jemand lesen sollte: Was meint ihr dazu? Gibt es dieses „vierte Element“? Wie könnte man es am besten nennen? „Idee“? „Vision“? „Vorstellung“?
Hi Christian,
wir lesen alle Kommentare, egal zu welcher Folge sie gemacht werden, auch zu den alten. 🙂
Das vierte Element das du hier ansprichst, ist das Erlebnis. Und ja, das gibt es eindeutig. Ich (Matthias) hatte mit dem Ulrich und dem Christward Konrad (Gast Folge 44) einen Board Game Jam gemacht wo die Leute ein Spiel auf dem Prinzip Vertrauen machen sollten. Das Ergebnis dazu kannst du in Folge 62 hören, wo Rene auch als Teilnehmer dabei war um davon zu erzählen.