Wer viel auf Reisen ist kann einiges erzählen von den unterschiedlichsten Hotels. In Würzburg war ich in einem Hotel, wo als ich ins Badezimmer ging mir der Bauarbeiter hinter dem Bauloch zuwinkte und In Hamburg war die Badezimmertür eine kleine Salontür wie wir es aus Westenfilmen kennen. In Wien hatte ich mal ein Zimmer das war knapp 100qm hoch mit 2 Badezimmern, aber ohne Frühstück und in München wurde ich beim Frühstück von einem Herrn begrüßt der mir meine Frühstückseier nach meinem Wunsch frisch vor meinen Augen zubereitete. In Nürnberg zahlt man sich dämlich und erwischt dann ein Hotel, in welchem der Fahrstuhl Öffnungszeiten hat und in Barcelona gab es eine kostenlose Minibar. Ja Erlebnisse mit Hotels, Hostels, Motels, und auch Herbergen gibt es etliche. Zum Glück bin ich da aber immer lebend rausgekommen. Den Protagonisten in diesem Spiel erging es dabei aber oft nicht so gut.
Die Spieler arbeiten zusammen in einer Herberge und versuchen Reich zu werden. Am einfachsten geht es, indem einfach wohlhabende Gäste erschlagen und verbuddelt werden. Was wie aus einem Splitterfilm de Noir klingt ist auch grafisch so aufgemacht. Jeden Tag werden alle Zimmer mit Gästen gefüllt und Reihum haben wir jeder zwei Mal eine Aktion. Wir können Leute aus dem Zimmer zerren und zwingen sich unserer Gang anzuschließen. Dann können wir sie nutzen um Jobs auszuführen. UND da die meisten sehr gut in dem Job sind, bleiben sie danach noch, andere gehen dann lieber das weite Suchen und müssen abgeworfen werden. Und da für die guten Jobs einer alleine nicht ausreicht, sind für die lohnenswerten Aktionen bis zu 3 Leute notwendig.
Andere habe nicht soviel Glück und werden mal kurz umgebracht. Das alleine lässt sie aber nur als Leichen vor unserem Haus rumliegen. Was solange kein Gendarm ankommt, niemanden stört. Nichtmal neue Gäste. Wenn wir das Geld wollen, brauchen wir aber ein Haus in dessen Keller wir die Leiche einbetonieren können. Denn nur Leiche plus Beton ergibt Geld. Und Geld ist einfach Siegpunkte. Der Reichste am Ende gewinnt. Geld muss auch ausgegeben werden, etwa für die Helfer die wir verpflichten. Vor dem Spiel sind auch alle gleich und bekommen gleich viel Geld egal ob sie eigentlich Adlige sind, hochrangige Polizisten, oder einfache Novizen. Auch für den städtischen Totengräber muss gezahlt werden, denn wenn ich den Polizisten am leben lasse und der meine Leiche findet, lässt er sie von den öffentlichen entsorgen, was entgegen Einnahmen sind. Dann doch lieber beim Mitspieler verbuddeln, auch wenn der 50% der Einnahmen bekommt.
Die Herberge trieft nicht nur vor Blut, sondern auch vor Thema. Gerade in kommunikativen Gruppen die das auch ausleben können, entfaltet das Spiel sein volles Potential. Es hat auch für die Grübler und Planer einige Optionen, aber die werden wohl mit mehr als der Hälfte des restlichen Jahrgangs ihre Freude haben und die brauchen dieses Spiel nicht. Wer auf Spiele steht die viel Thema haben wir hier hervorragend bedient. Und wer Filme mag schaut sich die Rote Herberge an und gleich im Anschluß dann Delicatessen. Wenn die richtigen Mitspieler am Tisch sind, kommt da ordentlich morbide Freude auf. Es füllt damit die nötige Lücke thematische Spiele auch ohne 2kg Plastik anzubieten oder als reines Laberspiel anzubieten. Das alles sind schon Gründe warum es einen festen Platz in meinem Regal bekommt.
Autor: Nicolas Robert
Illustrator: Luis Francisco, Weberson Santiago
Verlag: Pearl Games, 2015
Vertrieb: Asmodee
Spielerzahl: 1-4 Kennerspieler
Links: Pearl Games / Asmodee / Luding / BoardGameGeek
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